Am 31. Juli 1954 gelang zwei italienischen Bergsteigern ein Meilenstein in der Geschichte des Alpinismus: Sie erreichten als erste Menschen den Gipfel des K2, des zweithöchsten und schwierigsten Berges der Welt.
Der K2 ist mit 8611 Metern Höhe der höchste Berg im Karakorum und nach dem Mount Everest der zweithöchste Berg der Erde. Er liegt auf der Grenze zwischen Pakistan und China und gehört zum Gebirgsmassiv Baltoro Muztagh. Der K2 gilt unter Bergsteigern als weit anspruchsvoller als der Mount Everest, wenn nicht sogar als der schwierigste aller vierzehn Achttausender. Gründe dafür sind die durchgehend steile Route, die höhere Lawinengefahr und schlechte Rückzugsmöglichkeiten bei Wetterwechseln.
Der Name K2 stammt von dem britischen Vermessungsingenieur Thomas George Montgomerie, der den Berg im Rahmen des Great Trigonometrical Survey 1856 kartierte und ihn der Reihe nach durchnummerierte (das K steht dabei für Karakorum). Die Einheimischen nennen den Berg Ketu oder Kechu, abgeleitet vom englisch ausgesprochenen K two.
Die erste erfolgreiche Besteigung des K2 fand am 31. Juli 1954 durch Achille Compagnoni und Lino Lacedelli statt, die Teil einer großen italienischen Expedition waren. Die Expedition wurde von Ardito Desio geleitet, der bereits 1929 und 1953 zu Forschungszwecken am K2 war.
Die Italiener wählten die Abruzzi-Route, die heute als Normalweg gilt, aber damals noch unvollendet war. Sie errichteten neun Hochlager entlang des Südostgrats und mussten zahlreiche Schwierigkeiten überwinden, wie Spalten, Eisflanken, Felswände und Schneestürme. Am 30. Juli erreichten Compagnoni und Lacedelli das letzte Lager auf 8100 Metern Höhe, wo sie eine Nacht in einer Schneehöhle verbrachten. Am nächsten Morgen brachen sie zum Gipfel auf und erreichten ihn um 18 Uhr Ortszeit. Sie verweilten nur wenige Minuten auf dem höchsten Punkt und machten einige Fotos, bevor sie sich zum Abstieg beeilten.
Die Erstbesteigung des K2 war ein großer Erfolg für Italien, das damals im Wettlauf um die Achttausender mit anderen Nationen konkurrierte. Der K2 war der dritte Achttausender, der bestiegen wurde, nach dem Annapurna (1950) und dem Mount Everest (1953). Die Nachricht von der Erstbesteigung erreichte Italien am 6. August 1954 und löste große Begeisterung aus. Die Bergsteiger wurden als Helden gefeiert und erhielten hohe Auszeichnungen.
Seit der Erstbesteigung haben nur wenige Bergsteiger den K2 bezwungen. Bis Ende 2020 gab es insgesamt 377 erfolgreiche Besteigungen von 306 Personen aus verschiedenen Ländern. Die meisten Besteigungen erfolgten über die Abruzzi-Route, aber es wurden auch andere Routen an allen vier Seiten des Berges eröffnet. Der K2 ist einer der wenigen Achttausender, die noch nie im Winter bestiegen wurden.
Der K2 ist ein Traumziel für viele Alpinisten, aber auch ein Ort des Respekts und der Trauer. Der Berg hat viele Opfer gefordert, vor allem bei Abstürzen, Lawinen oder Höhenkrankheit. Die Todesrate liegt bei etwa 25 Prozent, was bedeutet, dass jeder vierte Gipfelstürmer sein Leben verliert. Zu den bekanntesten Tragödien gehören das Unglück von 1986, bei dem 13 Bergsteiger starben, und das Unglück von 2008, bei dem 11 Bergsteiger ums Leben kamen.
Der K2 ist ein Berg der Superlative, der höchste Ansprüche an die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit, die technische Kompetenz und die Risikobereitschaft der Bergsteiger stellt. Er ist ein Symbol für die Faszination und die Gefahren des Alpinismus, eine Herausforderung für die Menschheit und eine Hommage an die Natur.

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