Heute vor 150 Jahren wurde einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Humoristen geboren: Joachim Ringelnatz. Seine Werke sind bis heute beliebt und bringen Leser zum Schmunzeln. Mit einem Augenzwinkern und einer besonderen Liebe zur Sprache hat Ringelnatz eine einzigartige literarische Welt geschaffen, die Generationen begeistert hat.
Joachim Ringelnatz wurde am 7. August 1873 in Wurzen bei Leipzig als Hans Bötticher geboren. Schon früh zeigte sich sein Talent für das Dichten und Zeichnen. Nach dem Besuch der Schule und dem Beginn einer Verwaltungslehre entschied er sich jedoch für das Künstlerdasein. Seinen Künstlernamen „Ringelnatz“ entlehnte er von einem Matrosen, der ihn während seiner Dienstzeit auf einem Kriegsschiff beschenkte. Der Name sollte sein weiteres Leben und Schaffen maßgeblich prägen.
Ringelnatz‘ literarisches Werk zeichnete sich durch eine einzigartige Mischung aus Humor und Melancholie aus. In seinen Gedichten und Geschichten spiegelt sich seine Begeisterung für die Seefahrt, aber auch seine Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg wider. Die humorvollen Verse und Sketche brachten den Menschen in den 1920er und 1930er Jahren eine willkommene Ablenkung von den schweren Zeiten und politischen Entwicklungen.
Einer seiner bekanntesten Charaktere ist der „Kuttel Daddeldu“. In den humorvollen Geschichten um diesen Seemann verarbeitete Ringelnatz seine eigenen Erlebnisse und schuf eine Kunstfigur, die bis heute als Inbegriff des liebenswürdigen Freibeuters gilt.
Obwohl Ringelnatz in den 1920er Jahren ein gefeierter Autor war, fielen seine Werke später der Zensur zum Opfer. Die Nationalsozialisten sahen in seinen humorvollen Texten und satirischen Ansichten eine Bedrohung für ihre Ideologie und verboten seine Werke. Dennoch fanden Ringelnatz‘ Werke auch während dieser Zeit im Untergrund Verbreitung.
Joachim Ringelnatz‘ Einfluss auf nachfolgende Autoren und Künstler ist nicht zu unterschätzen. Seine Sprachspielereien und hintergründigen Witze inspirierten viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller der nachfolgenden Generationen. Bis heute wird er in der deutschen Literatur als einer der Wegbereiter des humorvollen Schreibstils und der modernen Satire gewürdigt.
Für Besserwisser hier eines seiner Gedichte mit dem Titel „Übergewicht“:
Übergewicht
Es stand nach einem Schiffsuntergange
Eine Briefwaage auf dem Meeresgrund.
Ein Walfisch betrachtete sie bange,
Beroch sie dann lange,
Hielt sie für ungesund,
Ließ alle Achtung und Luft aus dem Leibe,
Senkte sich auf die Wiegescheibe
Und sah – nach unten schielend – verwundert:
Die Waage zeigte über Hundert.

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