Heute vor 61 Jahren starb Hermann Hesse, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays, die sich mit der Suche nach dem Sinn des Lebens, der Selbstfindung und der Spiritualität beschäftigen. Hesse wurde mit dem Nobelpreis für Literatur und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und gilt als einer der meistgelesenen Autoren weltweit.
Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren, als Sohn eines evangelischen Missionars und einer Indologin. Er wuchs in einer religiösen und intellektuellen Atmosphäre auf, die ihn sowohl prägte als auch in Konflikt mit den herrschenden Normen brachte. Er besuchte verschiedene Schulen und Seminare, die er jedoch alle abbrach oder verließ. Er begann eine Buchhändlerlehre in Tübingen und arbeitete später als Antiquar in Basel. Dort heiratete er 1904 Maria Bernoulli, mit der er drei Söhne bekam.
Hesse widmete sich zunehmend dem Schreiben und veröffentlichte seine ersten Romane, wie “Peter Camenzind” (1904), “Unterm Rad” (1906) und “Gertrud” (1910). Er unternahm Reisen nach Indien, Italien und Frankreich und ließ sich 1911 in Gaienhofen am Bodensee nieder. Der Erste Weltkrieg stürzte ihn in eine tiefe Krise, die ihn zu einem Pazifisten und Kritiker des Nationalismus machte. Er engagierte sich für die Kriegsgefangenenfürsorge und publizierte Essays gegen den Krieg, die ihm viel Feindschaft einbrachten.
1919 zog Hesse nach Montagnola im Tessin, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er ließ sich von seiner ersten Frau scheiden und heiratete 1924 Ruth Wenger, die Tochter des Schweizer Schriftstellers Lisa Wenger. Die Ehe hielt jedoch nur kurz und endete 1927. Hesse begann eine Psychoanalyse bei Carl Gustav Jung, die ihn zu seinem Roman “Demian” (1919) inspirierte. Es folgten weitere Werke wie “Siddhartha” (1922), “Der Steppenwolf” (1927), “Narziß und Goldmund” (1930) und “Die Morgenlandfahrt” (1932), die seine Auseinandersetzung mit der östlichen Philosophie, der Mythologie und der Kunst widerspiegelten.
1931 heiratete Hesse zum dritten Mal, diesmal die Kunsthistorikerin Ninon Dolbin. Er wurde 1933 von den Nationalsozialisten verfemt und seine Bücher wurden verboten. Er unterstützte verfolgte Schriftsteller und half jüdischen Flüchtlingen. Er schrieb sein letztes großes Werk, “Das Glasperlenspiel” (1943), das als sein Vermächtnis gilt. Es ist eine utopische Erzählung über eine geistige Elite, die sich in einer fiktiven Zukunft von der Welt abwendet.
Hesse starb am 9. August 1962 in Montagnola an einem Gehirnschlag. Er wurde auf dem Friedhof von San Abbondio beigesetzt. Sein Grabstein trägt die Inschrift: “Hermann Hesse – Vagabund und Dichter”. Sein literarisches Werk wurde nach seinem Tod neu entdeckt und fand vor allem in den 1960er Jahren eine große Resonanz bei der Jugendbewegung. Seine Themen wie Individualismus, Freiheit, Rebellion und Selbstverwirklichung sprachen viele Leser an, die nach Orientierung suchten.
Hesse gilt heute als einer der einflussreichsten Autoren der Moderne. Seine Werke wurden in mehr als 60 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt und vertont. Er hat zahlreiche Preise erhalten, darunter den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1946 für sein Gesamtwerk und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels im Jahr 1955 für sein Engagement für den Frieden und die Völkerverständigung. Sein Geburtshaus in Calw ist heute ein Museum, das ihm gewidmet ist. Auch in Montagnola gibt es ein Hermann-Hesse-Museum, das in seiner ehemaligen Wohnung eingerichtet wurde. An seinem Todestag erinnern wir uns an sein Leben und Werk, das uns immer noch fasziniert und herausfordert.

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