Am 11. August 1919 unterzeichnete der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert die erste demokratische Verfassung Deutschlands. Sie war das Ergebnis der Revolution von 1918/19, die das Ende des Kaiserreichs und den Beginn der Weimarer Republik bedeutete. Die Weimarer Verfassung war ein Meilenstein in der deutschen Geschichte, denn sie schuf die Grundlagen für einen modernen Rechtsstaat mit Volkssouveränität, Gewaltenteilung und Grundrechten.
Die Weimarer Verfassung wurde von der Nationalversammlung beschlossen, die am 19. Januar 1919 in allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlen gewählt worden war. Die Nationalversammlung tagte zunächst in Berlin, musste aber wegen der Unruhen in der Hauptstadt nach Weimar ausweichen. Dort nahm sie am 31. Juli 1919 mit großer Mehrheit die Verfassung an, die auf dem Entwurf von Hugo Preuß basierte. Der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert unterzeichnete die Verfassung am 11. August und ließ sie am 14. August im Reichsgesetzblatt veröffentlichen.
Die Weimarer Verfassung war eine fortschrittliche und liberale Verfassung, die viele Elemente aus deutschen und internationalen demokratischen Traditionen vereinte. Sie garantierte die Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen, darunter erstmals die staatsbürgerliche und familienrechtliche Gleichstellung der Frauen. Sie führte ein parlamentarisches Regierungssystem ein, in dem die Reichsregierung vom Reichstag gewählt und kontrolliert wurde. Sie ermöglichte auch plebiszitäre Elemente wie Volksbegehren und Volksentscheide. Sie stärkte die Kompetenzen des Reiches gegenüber den Ländern, ohne den Föderalismus aufzugeben. Sie baute die Sozialgesetzgebung aus und förderte das Wirtschaftsleben.
Die Weimarer Verfassung war jedoch auch eine umstrittene und unvollkommene Verfassung, die viele Schwachstellen und Widersprüche aufwies. Sie wurde von vielen Parteien und Gruppen nicht akzeptiert oder bekämpft, vor allem von den extremen Rechten und Linken. Sie schützte die Grundrechte nicht ausreichend vor Eingriffen des Staates oder von privaten Akteuren. Sie schuf ein instabiles politisches System, das von häufigen Regierungswechseln, Koalitionskrisen und Notverordnungen geprägt war. Sie gab dem Reichspräsidenten zu viel Macht, die er im Notfall gegen das Parlament oder die Verfassung selbst einsetzen konnte.
Die Weimarer Verfassung hatte nur eine kurze Lebensdauer von knapp 14 Jahren. Sie wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 de facto außer Kraft gesetzt, obwohl sie formal nie abgeschafft wurde. Sie wurde zum Symbol für das Scheitern der ersten deutschen Demokratie, aber auch für deren Errungenschaften und Ideale. Sie hatte einen großen Einfluss auf die spätere deutsche Verfassungsgeschichte, vor allem auf das Grundgesetz von 1949, das viele ihrer Bestimmungen übernahm oder verbesserte.

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