Am 20. September 1973 wurde in Deutschland ein wichtiger Schritt für die Sicherheit der Bevölkerung getan: Die bundesweite Einführung der kostenlosen Notrufnummern 110 für die Polizei und 112 für die Feuerwehr und den Rettungsdienst. Seitdem können Menschen in Not schnell und einfach Hilfe anfordern, ohne lange nach der richtigen Telefonnummer suchen zu müssen.
Die Geschichte des Notrufs begann schon viel früher. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es erste Sanitätsstationen, die bei Unglücksfällen Erste Hilfe leisteten und den Transport von Verletzten übernahmen. Das Telefon spielte dabei eine wichtige Rolle, um die Helfer zu benachrichtigen. In den 1920er Jahren kamen die ersten Automobile für Krankentransporte und Rettungsfahrten zum Einsatz, deren Zahl aber mit dem wachsenden Straßenverkehr nicht mithalten konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rettungsdienst in Deutschland neu organisiert. Die Bundesländer erließen eigene Gesetze und Verordnungen, die die Zuständigkeiten und Standards regelten. Das Rote Kreuz war dabei ein wichtiger Träger und Motor der Entwicklung. In den 1960er Jahren wurden die ersten Rettungsleitstellen eingerichtet, die die Einsätze koordinierten. Auch die Luftrettung wurde ausgebaut, um schwer erreichbare Gebiete zu versorgen.
Doch trotz dieser Fortschritte gab es noch ein großes Problem: Die Notrufnummern waren nicht einheitlich. In jeder Stadt oder Region gab es andere Nummern für Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst. Wer in Kleinstädten oder auf dem Land in Not geriet, musste im Telefonbuch nach einer Polizeistelle oder dem nächsten Krankenhaus suchen. Das kostete wertvolle Zeit und konnte im schlimmsten Fall Leben kosten.
Das änderte sich erst durch einen tragischen Fall, der die Öffentlichkeit aufrüttelte. Am 3. Mai 1969 starb der achtjährige Björn Steiger bei einem Verkehrsunfall, weil der Rettungswagen zu spät kam. Seine Eltern gründeten daraufhin die Björn Steiger Stiftung, die sich für die Verbesserung des Rettungswesens einsetzte. Sie klagten gegen die Bundesregierung auf Unterlassene Hilfeleistung und forderten die Einführung einer bundesweiten Notrufnummer.
Nach vier Jahren Kampf hatten sie Erfolg: Am 20. September 1973 beschlossen die Ministerpräsidenten der westdeutschen Bundesländer und die Bundesregierung die Einführung der einheitlichen Notrufnummern 110 und 112. Die DDR folgte erst 1977 mit der Nummer 112 für alle Notfälle. Seitdem können Menschen in ganz Deutschland mit einem Anruf Hilfe rufen, egal ob sie einen Einbrecher melden, einen Brand löschen oder einen Herzinfarkt behandeln lassen wollen.
Die Notrufnummern haben sich bewährt: Jedes Jahr gehen rund 30 Millionen Anrufe bei den Leitstellen ein, von denen etwa zwei Drittel echte Notfälle sind. Die durchschnittliche Hilfsfrist liegt bei unter zehn Minuten. Die Nummer 112 ist zudem seit 1991 europaweit gültig und wird in vielen anderen Ländern ebenfalls verwendet. Damit ist sie eine der bekanntesten und wichtigsten Nummern der Welt.
Der Notruf hat sich aber auch weiterentwickelt: Heute gibt es neben dem Sprachnotruf per Telefon auch andere Möglichkeiten, Hilfe anzufordern, wie zum Beispiel per Fax, SMS, App oder Satellitenkommunikation. Auch die Ortung des Anrufers ist dank moderner Technik einfacher geworden. Und die Helfer sind besser ausgebildet und ausgestattet als je zuvor.
Doch trotz aller Fortschritte gilt immer noch: Der Notruf ist nur so gut wie die Menschen, die ihn nutzen. Deshalb ist es wichtig, dass jeder weiß, wie man richtig einen Notruf absetzt: Wer ruft an? Wo ist es passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Welche Verletzungen liegen vor? Und dann auf Rückfragen warten und nicht auflegen. Nur so kann die Hilfe schnell und effektiv ankommen.

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