Heute feiert die Welt den 295. Geburtstag einer der einflussreichsten Herrscherinnen der Geschichte: Katharina II., auch bekannt als Katharina die Große. Geboren am 2. Mai 1729 in Stettin als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, bestieg sie den russischen Thron und prägte eine Ära, die bis heute in Erinnerung bleibt.
Katharina kam als Tochter von Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst und Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf zur Welt. Ihre Kindheit verbrachte sie in Stettin und anderen europäischen Städten.
1744 reiste Katharina mit ihrer Mutter nach Moskau, wo sie von der russischen Kaiserin Elisabeth Petrowna als Braut für ihren Neffen und Thronfolger Peter Fjodorowitsch, den späteren Kaiser Peter III., ausgewählt wurde. Sophie konvertierte zum orthodoxen Christentum, nahm den Namen Katharina an und heiratete Peter im Jahr 1745. Die Ehe war jedoch unglücklich und kinderlos, bis Katharina 1754 ihren Sohn Paul gebar, dessen Vaterschaft jedoch umstritten ist.
Katharina nutzte die Zeit, um sich in die russische Sprache, Kultur und Politik einzuarbeiten. Sie las viel, korrespondierte mit europäischen Philosophen wie Voltaire und Diderot und knüpfte Kontakte zu einflussreichen Adligen und Militärs. Sie war unzufrieden mit der Regierung der Kaiserin Elisabeth, die sie für rückständig und tyrannisch hielt, und entwickelte eigene reformerische Ideen.
Als Elisabeth 1762 starb und Peter III. den Thron bestieg, war Katharina entschlossen, ihn zu stürzen. Sie fand Unterstützung bei einem Teil des Adels und der Armee, die mit Peters pro-preußischer und anti-orthodoxer Politik unzufrieden waren. Am 9. Juli 1762 ließ sie sich in Sankt Petersburg zur Kaiserin ausrufen, während Peter III. in Oranienbaum festgehalten wurde. Wenige Tage später wurde er ermordet, vermutlich auf Befehl von Katharinas Liebhaber Grigori Orlow, einem der Anführer des Staatsstreichs.
Katharina begann ihre Herrschaft mit dem Anspruch, Russland nach den Prinzipien der Aufklärung zu regieren. Sie erließ eine Große Instruktion, die ein neues Gesetzbuch und eine Verfassung für das Reich vorsah, und berief eine Gesetzbuch-Kommission ein, die jedoch keine Ergebnisse erzielte. Sie förderte die Landwirtschaft, den Handel, die Industrie, die Bildung und die Wissenschaft. Auch gründete sie neue Städte, Schulen, Akademien, Museen und Bibliotheken.
Die Kaiserin erwarb eine große Kunstsammlung, die den Grundstock für die Eremitage bildete. Sie unterstützte die Religionsfreiheit und die Rechte der Bauern, schränkte aber auch die Macht der Kirche ein und verschärfte die Leibeigenschaft. Die Verwaltung wurde von ihr reformiert, indem sie das Reich in Gouvernements einteilte, die von vom Zaren ernannten Gouverneuren geleitet wurden. Zu diesem Zweck erließ sie eine Adelsordnung, die den Adligen Privilegien und Freiheiten gewährte, aber auch Pflichten auferlegte. Sie erließ eine Städteordnung, die den Bürgern Selbstverwaltung und Repräsentation ermöglichte, aber auch Steuern und Abgaben erhob.
Ihre Außenpolitik war von Expansion und Konflikt geprägt. Sie führte mehrere Kriege gegen das Osmanische Reich, das sie als ihren Erzfeind betrachtete, und eroberte große Teile des Schwarzmeergebiets, des Kaukasus und der Krim. Auch beteiligte sie sich an der ersten, zweiten und dritten Teilung Polens, durch die sie das östliche Polen-Litauen annektierte. Außenpolitisch unterstützte sie die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika und die Bewaffnete Neutralität gegenüber Großbritannien. Sie verfolgte das Griechische Projekt, das die Befreiung der orthodoxen Christen vom osmanischen Joch und die Errichtung eines russischen Protektorats über Griechenland vorsah und intervenierte in den Bayerischen Erbfolgekrieg und den Schwedisch-Russischen Krieg. Sie pflegte diplomatische Beziehungen zu fast allen europäischen Mächten, besonders zu Österreich, Preußen und Frankreich.
Katharinas Privatleben war von zahlreichen Liebesaffären geprägt, die ihr sowohl Vergnügen als auch politischen Nutzen brachten. Sie hatte mindestens zwölf bekannte Liebhaber, von denen einige zu ihren engsten Beratern und Vertrauten wurden, die sie mit Titeln, Ländereien und Geld belohnte, aber sie entließ sie auch, wenn sie ihrer überdrüssig wurde oder wenn sie ihre Position missbrauchten.
Die Kaiserin hatte zwei weitere Kinder, Anna und Alexej, deren Väter jeweils Grigori Orlow und Grigori Potjomkin waren, ihre berühmtesten Favoriten. Potjomkin war nicht nur ihr Geliebter, sondern auch ihr wichtigster Minister, der maßgeblich an der Eroberung und Kolonisierung der Neurussischen Gebiete beteiligt war. Er starb 1791, kurz nach dem Ende des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs, an einer Krankheit.
Katharina die Große starb am 17. November 1796 in Sankt Petersburg an einem Schlaganfall. Sie wurde in der Peter-und-Paul-Kathedrale beigesetzt, neben ihrem ermordeten Ehemann Peter III. Ihr Nachfolger wurde ihr Sohn Paul I., der viele ihrer Reformen rückgängig machte und eine strenge Autokratie errichtete. Katharina hinterließ ein gemischtes Erbe: Sie gilt als einer der größten Herrscher der Geschichte, die Russland zu einer europäischen Großmacht machte und das Reich in vielerlei Hinsicht modernisierte. Allerdings wurde sie auch für ihre Unterdrückung der Bauern, ihre Beteiligung an der Teilung Polens, ihre Grausamkeit gegenüber ihren Feinden und ihre Zügellosigkeit in der Liebe kritisiert. Sie war eine faszinierende Persönlichkeit, die bis heute die Phantasie von Historikern, Schriftstellern und Filmemachern anregt.
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- Katharina II die Große Catherine_II_by_J.B.Lampi_(1780s,_Kunsthistorisches_Museum) Gemeinfrei crop: Gemeinfrei | Gemeinfrei
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