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26. Juni 1963 – Kennedys berühmte „Berlin-Rede“

Am 26. Juni 1963 besuchte der damalige US-Präsident John F. Kennedy West-Berlin. Vor dem Rathaus Schöneberg hielt er eine Rede, die anders verlief als geplant.

Am 26. Juni 1963 besuchte der damalige US-Präsident John F. Kennedy West-Berlin. Vor dem Rathaus Schöneberg hielt er eine Rede, die anders verlief als geplant. Er wollte den Berlinern seine Solidarität im Kalten Krieg ausdrücken und die Bedeutung der Freiheit betonen. Doch was er sagte, wurde zu einem der berühmtesten Zitate der Weltgeschichte: „Ich bin ein Berliner“.

Kennedy war nicht der erste amerikanische Präsident, der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland kam. Schon 1948 hatte Harry S. Truman die Berliner Luftbrücke besucht, die die Stadt vor dem Verhungern rettete, als die Sowjets alle Landwege blockierten. 1959 war Dwight D. Eisenhower nach Bonn gereist, um die Bundesrepublik als wichtigen Verbündeten zu stärken.

Doch Kennedy kam in einer besonders kritischen Zeit. Nur zwei Jahre zuvor hatten die DDR und die UdSSR die Berliner Mauer errichtet, um den Flüchtlingsstrom aus dem Osten zu stoppen. Die Mauer teilte nicht nur eine Stadt, sondern symbolisierte auch die Spaltung Europas und der Welt in zwei feindliche Blöcke: den demokratischen Westen und den kommunistischen Osten.

Kennedy wollte den Berlinern zeigen, dass sie nicht allein waren, dass Amerika an ihrer Seite stand und dass sie ein Vorbild für alle Menschen waren, die nach Freiheit strebten. Er wollte auch eine Botschaft an den sowjetischen Führer Nikita Chruschtschow senden, dass er nicht bereit war, Berlin aufzugeben oder einen Atomkrieg zu riskieren.

Die Rede war sorgfältig vorbereitet worden. Kennedy hatte sich von seinem Berater Ted Sorensen einen Entwurf schreiben lassen, den er mehrmals überarbeitete. Er hatte sich auch einige deutsche Wörter beigebracht, um die Zuhörer zu beeindrucken. Er wollte sagen: „All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin“. Das sollte übersetzt werden mit: „Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins“.

Doch als Kennedy vor dem Rathaus Schöneberg stand, sah er eine riesige Menschenmenge, die ihn begeistert empfing. Er hörte ihre Rufe: „Kennedy! Kennedy! Kennedy!“ Er spürte ihre Emotionen und ihre Erwartungen. Er entschied sich spontan, von seinem Manuskript abzuweichen und etwas Persönlicheres zu sagen.

Er sagte: „Ich bin stolz darauf, heute in Ihre Stadt in der Gesellschaft eines amerikanischen Mitbürgers gekommen zu sein, General Clays, der hier in der Zeit der schwersten Krise tätig war“. Er bezog sich auf Lucius D. Clay, den ehemaligen Militärgouverneur von Deutschland und Organisator der Luftbrücke, den er als Sonderbotschafter nach Berlin geschickt hatte.

Er sagte weiter: „Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte, der: Ich bin ein Bürger Roms“. Er zitierte damit eine berühmte Rede des römischen Philosophen Cicero gegen den Diktator Catilina.

Dann kam der Höhepunkt seiner Rede: „Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: Ich bin ein Berliner“. Er sagte es auf Deutsch: „Ich bin ein Berliner“. Er wiederholte es noch zweimal: „Ich bin ein Berliner“. Die Menge jubelte ihm zu.

Kennedy hatte mit einem Satz Geschichte geschrieben. Er hatte nicht nur seine Solidarität mit den Berlinern ausgedrückt, sondern auch ihre Identität gestärkt. Er hatte ihnen das Gefühl gegeben, Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein, die für die gleichen Werte kämpfte. Er hatte ihnen Hoffnung und Mut gegeben.

Die Rede wurde zu einem Symbol für die transatlantische Freundschaft und für den Widerstand gegen den Kommunismus. Sie wurde zu einem Vorbild für andere Redner, die ähnliche Sätze prägten, wie Ronald Reagan, der 1987 vor dem Brandenburger Tor sagte: „Mr. Gorbachev, tear down this wall“. Oder Barack Obama, der 2008 vor der Siegessäule sagte: „People of Berlin, people of the world, this is our moment, this is our time“.

Heute, mehr als 60 Jahre nach Kennedys Rede, ist Berlin eine wiedervereinigte Stadt, die Mauer ist gefallen, der Kalte Krieg ist vorbei. Doch die Worte von Kennedy haben nichts von ihrer Kraft verloren. Sie erinnern uns daran, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist, dass sie verteidigt werden muss, dass sie verbindet.

Bild: Werner Niedermeier | Werner Niedermeier
Bild: Werner Niedermeier

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