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1. Juli 1996 – Letzte Reform der deutschen Rechtschreibung

Am 1. Juli 1996 trat die Reform der deutschen Rechtschreibung in Kraft, die eine Vereinfachung der offiziellen Regeln zum Ziel hatte.

Am 1. Juli 1996 trat die Reform der deutschen Rechtschreibung in Kraft, die eine Vereinfachung der offiziellen Regeln zum Ziel hatte. Die Reform wurde von Linguisten vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim erarbeitet und von den Vertretern der deutschsprachigen Staaten und Regionen unterzeichnet. Die reformierte Orthographie sollte bis zum 1. August 1998 eingeführt werden.

Die Reform betraf die folgenden Bereiche:

  • Laut-Buchstaben-Zuordnung: Die Schreibung von „ss“ und „ß“ wurde an die Aussprache angepasst, so dass nach langem Vokal oder Diphthong „ß“ und nach kurzem Vokal „ss“ geschrieben wird. Zum Beispiel: „Fluss“, „Fuß“, „müssen“, „Maß“. Die Schreibung von „ä“ und „e“ wurde vereinheitlicht, so dass nur noch „ä“ geschrieben wird, wenn es sich um einen Umlaut handelt. Zum Beispiel: „spät“, „Käse“, aber „sechs“, „Leben“.
  • Fremdwörter: Die Schreibung von Fremdwörtern wurde an die deutsche Aussprache angelehnt, so dass zum Beispiel „Phantasie“ zu „Fantasie“, „Portemonnaie“ zu „Portmonee“ wurde.
  • Groß- und Kleinschreibung: Die Großschreibung von Substantiven wurde beibehalten, aber die Kleinschreibung von Adjektiven wurde ausgeweitet, so dass zum Beispiel „gut Ding will Weile haben“, „ein bisschen“ geschrieben wird. Die Großschreibung nach einem Doppelpunkt wurde aufgehoben, wenn kein ganzer Satz folgt. Zum Beispiel: „Er sagte nur: danke.“
  • Getrennt- und Zusammenschreibung: Die Zusammenschreibung von Verben mit Präfixen wurde erleichtert, so dass zum Beispiel „kennenlernen“, „wiedergeben“, „zusammenarbeiten“ geschrieben wird. Die Getrenntschreibung von Verben mit Partikeln wurde eingeschränkt.
  • Schreibung mit Bindestrich: Die Schreibung mit Bindestrich wurde ausgeweitet, um die Lesbarkeit zu erhöhen, so dass zum Beispiel „E-Mail“, „Anti-Aging“, „Hochschul-Absolvent“ geschrieben wird.
  • Zeichensetzung: Die Zeichensetzung wurde vereinfacht, indem einige Kommaregeln gestrichen wurden, so dass zum Beispiel kein Komma mehr vor einem erweiterten Infinitiv mit „zu“ steht. Zum Beispiel: „Er versprach ihr zu helfen.“
  • Worttrennung am Zeilenende: Die Worttrennung am Zeilenende wurde an die Aussprache angepasst.

Die Reform war von Anfang an umstritten und führte zu Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern. In den Jahren 2004 und 2006 wurde das Regelwerk in besonders strittigen Punkten überarbeitet und einige bisherige Regeln wurden wiederhergestellt. In den Schulen wird die reformierte Rechtschreibung gelehrt; von den meisten Verlagen wird sie in Form von daran orientierten Hausorthographien angewendet.

Die Akzeptanz der Rechtschreibreform ist je nach Land unterschiedlich. In Deutschland ist sie weitgehend akzeptiert, in Österreich gibt es noch Widerstand, in der Schweiz ist sie kaum verbreitet. Die Reform hat auch Auswirkungen auf die Schreibung von Eigennamen und geographischen Namen, die jedoch nicht verbindlich sind.

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