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6. Juli 1919 – Eröffnung des Instituts für Sexualwissenschaft

Am 6. Juli 1919 öffnete in der deutschen Hauptstadt Berlin das Institut für Sexualwissenschaft seine Türen.

Am 6. Juli 1919 öffnete in der deutschen Hauptstadt Berlin das Institut für Sexualwissenschaft seine Türen. Gegründet vom renommierten Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld, markierte dieses Institut einen bedeutenden Schritt in der Erforschung und Anerkennung sexueller Vielfalt und Geschlechteridentität. Die Einrichtung widmete sich der wissenschaftlichen Erforschung der Sexualität, der Beratung und Aufklärung sowie der Unterstützung von Menschen, die mit ihrer sexuellen Identität kämpften oder wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt wurden.

Magnus Hirschfeld, selbst ein Pionier der Schwulenbewegung und ein entschiedener Verfechter der Rechte von Homosexuellen, gründete das Institut mit der Vision, die öffentliche Meinung zu Sexualität und Geschlecht zu verändern. Er glaubte fest daran, dass Wissen und Aufklärung der Schlüssel zu mehr Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft seien. Das Institut bot eine umfassende Bibliothek, beherbergte zahlreiche wissenschaftliche Studien und war ein Zufluchtsort für Menschen, die aufgrund ihrer Sexualität diskriminiert wurden.

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten änderte sich die Lage dramatisch. Die Nazis betrachteten das Institut für Sexualwissenschaft als Bedrohung für ihre rassistische und homophobe Ideologie. Sie diffamierten Hirschfeld und seine Arbeit als „unmoralisch“ und „entartet“. Am 6. Mai 1933 stürmte die nationalsozialistische Deutsche Studentenschaft das Institut. Die Bücher und Forschungsergebnisse wurden auf den Berliner Opernplatz gebracht und öffentlich verbrannt. Dies war einer der ersten großen Akte der Bücherverbrennung im Dritten Reich.

Die Zerstörung des Instituts war nicht nur ein symbolischer Akt, sondern auch ein erheblicher Verlust für die Wissenschaft. Die Nazis konfiszierten die umfangreichen Archive und Sammlungen, und viele der sensiblen Informationen über Patienten und Unterstützer fielen ihnen in die Hände. Magnus Hirschfeld, der sich zu dieser Zeit im Exil befand, überlebte die Verfolgung, doch viele seiner Kollegen und Unterstützer wurden verfolgt, inhaftiert oder ermordet.

Trotz seiner gewaltsamen Zerstörung hinterließ das Institut ein bleibendes Erbe. Hirschfelds Pionierarbeit in der Sexualforschung und seine unermüdliche Verteidigung der Rechte von sexuellen Minderheiten legten den Grundstein für die moderne Sexualwissenschaft. Viele der von ihm angestoßenen Ideen und Forschungsergebnisse wurden später von anderen Wissenschaftlern aufgegriffen und weiterentwickelt.

Heute erinnern zahlreiche Gedenktafeln und wissenschaftliche Arbeiten an das Institut und seine bedeutende Rolle. Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft und andere Organisationen setzen sein Erbe fort, indem sie für die Rechte und Anerkennung Homosexuellen kämpfen. Das Schicksal des Instituts für Sexualwissenschaft mahnt uns, wie wichtig es ist, die Freiheit der Wissenschaft zu schützen und gegen Intoleranz und Verfolgung einzutreten.

Das Institut für Sexualwissenschaft war nicht nur eine wissenschaftliche Einrichtung, sondern auch ein Symbol für Fortschritt und Toleranz in einer Zeit des Umbruchs. Seine Gründung vor 105 Jahren markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Sexualwissenschaft, während seine Zerstörung durch die Nazis ein tragisches Kapitel in der Geschichte der Verfolgung sexueller Minderheiten darstellt.

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