Am 6. Oktober 2024 wäre der berühmte Architekt, Künstler und Designer Le Corbusier 137 Jahre alt geworden. Sein Einfluss auf die Architektur des 20. Jahrhunderts ist unbestritten. Er gilt als einer der Wegbereiter der Moderne, der es verstand, Funktion und künstlerischen Ausdruck bei seinen Bauwerken in Einklang zu bringen. Wer war dieser Mann, der sich selbst Le Corbusier nannte?

Le Corbusier wurde am 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz als Charles-Édouard Jeanneret-Gris geboren. Er entstammte einer Familie von Künstlern und Handwerkern und erhielt eine Ausbildung in Kunst und Dekoration an der École d’Art in seiner Heimatstadt. Dort wurde er von seinem Lehrer L’Eplattenier ermutigt, auch Architektur zu studieren. Er entwarf sein erstes Haus im Alter von 18 Jahren.

Le Corbusier reiste viel durch Europa und das Mittelmeer und lernte von verschiedenen Architekten, vor allem von Auguste Perret, einem Pionier des Stahlbetonbaus, und Peter Behrens, einem Mitbegründer des Deutschen Werkbundes. Er ließ sich von der klassischen Architektur Griechenlands und Roms, aber auch von der orientalischen Kultur inspirieren. Im Jahr 1917 zog er nach Paris und nahm den Künstlernamen Le Corbusier an.

Le Corbusier entwickelte eine neue Formensprache für die Architektur, die er in seinen Büchern, Zeitschriften und Manifesten propagierte. Er prägte den Begriff “Wohnmaschine” für seine funktionalen und rationalen Gebäude, die den Bedürfnissen des modernen Menschen entsprechen sollten. Er erfand das “Domino”-System, ein Skelett aus Stahlbeton, das eine freie Gestaltung der Fassade und des Grundrisses ermöglichte. Er formulierte die “fünf Punkte einer neuen Architektur”, die folgende Prinzipien umfassten: Pilotis (Stützen), Dachgarten, Freie Grundrissgestaltung, Freie Fassadengestaltung und Fensterband.

Le Corbusier war nicht nur ein Architekt, sondern auch ein Maler, Zeichner, Bildhauer und Möbel-Designer. Er schuf zahlreiche Gemälde und Skulpturen, die seine architektonischen Ideen widerspiegelten oder ergänzten. Er entwarf auch berühmte Möbelstücke wie den LC2-Sessel oder den LC4-Liegestuhl, die zu Ikonen des modernen Designs wurden.

Le Corbusier war auch ein Stadtplaner, der weltweit Projekte für neue Städte oder Stadtteile konzipierte. Er verfolgte eine visionäre Idee von einer geordneten und harmonischen Stadt, die den sozialen und psychischen Ansprüchen des Menschen gerecht werden sollte. Sein bekanntestes Beispiel ist der Plan Voisin für Paris, der eine radikale Umgestaltung des historischen Zentrums vorsah. Obwohl dieser Plan nie verwirklicht wurde, beeinflusste er viele andere Stadtplaner und Architekten.

Die Kirche Notre Dame du Haut (siehe Bild) ist ein Meisterwerk der modernen Architektur, das von Le Corbusier entworfen und 1955 fertiggestellt wurde. Sie steht auf einem Hügel in Ronchamp, Frankreich, und ist eine katholische Wallfahrtskapelle, die der Jungfrau Maria geweiht ist. Die Kirche zeichnet sich durch ihre ungewöhnliche Form aus, die an eine Muschel oder einen Vogel erinnert. Das Dach ist eine geschwungene Betonschale, die von dünnen Stützen getragen wird. Die Wände sind aus Bruchsteinen gebaut, die teilweise mit weißem Putz bedeckt sind. Die Fenster sind bunt und asymmetrisch angeordnet und erzeugen ein faszinierendes Lichtspiel im Inneren. Die Kirche ist mit einfachen Möbeln und Kunstwerken von Le Corbusier ausgestattet, die seine religiöse und künstlerische Vision zum Ausdruck bringen. Die Kirche Notre Dame du Haut ist ein Beispiel für Le Corbusiers späten Stil, der als Brutalismus bezeichnet wird. Sie gilt als eines der bedeutendsten Werke der sakralen Kunst des 20. Jahrhunderts.

Le Corbusier starb am 27. August 1965 in Roquebrune-Cap-Martin an der französischen Riviera an einem Herzinfarkt während eines Schwimmausflugs. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das mehr als 300 Gebäude in 27 Ländern umfasst. Seine Architektur wurde zum Weltkulturerbe erklärt und gilt als ein Meilenstein in der Geschichte der Moderne. Le Corbusier war ein Pionier, der die Architektur revolutionierte und neue Maßstäbe setzte.