Am 19. Oktober 1913 wurde in Leipzig die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gegründet. Diese Gründung war die unmittelbare Antwort auf ein tragisches Unglück im Sommer des Jahres 1912, als bei einem Schiffsunglück an der Mole von Binz auf der Insel Rügen 16 Menschen ertranken – darunter mehrere Kinder. Obwohl das Unglück nur 60 Meter vom Ufer entfernt stattfand, ertranken diese Menschen, weil es an geschulten Rettungsschwimmern mangelte. Diese Tragödie verdeutlichte auf dramatische Weise die Notwendigkeit einer umfassenden Ausbildung im Schwimmen und der Rettung aus dem Wasser.

Die Gründung der DLRG in Leipzig verfolgte das Ziel, den Wasserrettungsdienst in Deutschland zu organisieren und flächendeckend Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung anzubieten. Schon damals stand die Prävention im Vordergrund: Jeder sollte schwimmen lernen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern.

Nach ihrer Gründung entwickelte die DLRG schnell Programme zur Schwimmausbildung und trainierte Rettungsschwimmer. Besonders im Schulterschluss mit Schulen und Schwimmvereinen verbreitete sich das Wissen um Schwimm- und Rettungstechniken rasch in ganz Deutschland. Bereits 1914 wurden die ersten Prüfungsordnungen für Schwimm- und Rettungsschwimmabzeichen eingeführt, die bis heute einen festen Bestandteil der deutschen Schwimmausbildung darstellen.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges stockte der Ausbau der DLRG, doch nach dem Krieg nahm die Organisation ihre Arbeit wieder auf und gewann in der Weimarer Republik an Bedeutung. In den 1920er Jahren stieg die Zahl der Mitglieder stetig, und in vielen Städten Deutschlands wurden Ortsgruppen gegründet, die sich der Rettungsschwimmausbildung widmeten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die DLRG in vielen Regionen in den Kriegsdienst eingebunden, ihre zivile Tätigkeit kam zum Erliegen. Nach dem Krieg stand die Organisation vor großen Herausforderungen, insbesondere in der zerstörten Infrastruktur des Nachkriegsdeutschlands.

Doch bereits in den frühen 1950er Jahren erlebte die DLRG einen bemerkenswerten Wiederaufbau. Sie setzte sich wieder verstärkt für die Ausbildung von Rettungsschwimmern ein, und es gelang ihr, in den kommenden Jahrzehnten eine landesweite Organisation aufzubauen, die in Ost und West gleichermaßen aktiv war.

Während in der DDR der Wasserrettungsdienst von der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) übernommen wurde, war die DLRG in Westdeutschland die führende Organisation in der Wasserrettung. Auch nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 spielte die DLRG eine wichtige Rolle beim Aufbau eines einheitlichen Rettungssystems in den neuen Bundesländern.

Heute ist die DLRG mit über 1,7 Millionen Mitgliedern und Förderern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Jährlich bildet sie zehntausende Schwimmer, Rettungsschwimmer und Ersthelfer aus. Die Aufgaben der DLRG haben sich mit der Zeit erweitert: Neben der klassischen Rettungsschwimmausbildung und Wasserrettung nimmt sie auch Aufgaben im Katastrophenschutz und bei der Prävention von Badeunfällen wahr.

Ein besonderes Anliegen der DLRG ist die Aufklärung über die Gefahren des Wassers, vor allem für Kinder und Nichtschwimmer. Immer wieder warnt die DLRG davor, dass in Deutschland immer weniger Kinder sicher schwimmen können – eine bedenkliche Entwicklung, der die Organisation mit verstärkter Schwimmausbildung und öffentlichkeitswirksamen Kampagnen begegnet.

Neben ihren Aufgaben in Deutschland ist die DLRG auch international aktiv und arbeitet in zahlreichen Projekten zur Wasserrettung und Ausbildung in Entwicklungsländern mit.

Die Gründung der DLRG im Jahr 1913 in Leipzig war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte, die weit über Deutschland hinaus reicht. Von den Anfängen in der Schwimmausbildung hat sich die Organisation zu einem unverzichtbaren Bestandteil des deutschen Rettungswesens entwickelt. Auch über 100 Jahre nach ihrer Gründung ist die Arbeit der DLRG aktueller denn je – in einer Welt, in der Sicherheit im und am Wasser immer wichtiger wird. Dank ihres Engagements konnten unzählige Leben gerettet werden, und die Vision von Gründer Ludwig Baumann, der damals in Binz die Notwendigkeit erkannte, bleibt lebendig.

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