Am 14. November 1907 wurde eine der berühmtesten und beliebtesten Kinderbuchautoren der Welt geboren: Astrid Lindgren. Der Schöpfer von Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und vielen anderen unvergesslichen Figuren hat Generationen von Lesern mit ihren Geschichten verzaubert und inspiriert.
Astrid Lindgren wurde am 14. November 1907 auf dem Hof Näs bei Vimmerby in Småland als zweites von vier Kindern geboren. Sie wuchs in einer glücklichen und geborgenen Kindheit auf, die sie später in vielen ihrer Bücher beschrieb. Sie war eine fleißiger und begabter Schüler, die vor allem Sprachen lernte: Englisch, Französisch und Deutsch. Nach ihrem Schulabschluss 1923 arbeitete sie als Haustochter, Sekretärin und Stenotypistin und zog nach Stockholm. 1926 wurde sie unverheiratet schwanger von ihrem Chef, dem Chefredakteur der Vimmerbyer Tageszeitung, und brachte ihren Sohn Lars zur Welt, den sie zunächst in einer Pflegefamilie unterbrachte. 1931 heiratete sie den Büroangestellten Sture Lindgren, mit dem sie 1934 ihre Tochter Karin bekam.
Erst mit Ende 30 begann Astrid Lindgren mit dem Schreiben. Als ihre Tochter Karin einmal sehr krank war, erfand sie für sie die Geschichte von Pippi Langstrumpf, dem stärksten Mädchen der Welt, das alleine in der Villa Kunterbunt lebt. Bald darauf schrieb sie die Geschichte auf und schickte sie an einen Verlag, der sie jedoch ablehnte. Erst im zweiten Anlauf wurde das Manuskript angenommen und 1945 veröffentlicht. Der Erfolg war überwältigend: Pippi Langstrumpf wurde zu einem weltweiten Phänomen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den ersten Deutschen Jugendliteraturpreis 1956.
In den folgenden Jahren schrieb Astrid Lindgren weitere Kinderbücher, die zu Klassikern wurden, wie die Geschichten von Michel aus Lönneberga, dem Lausbuben aus Småland, Madita, dem Mädchen vom Birkenhof, Mio, dem Prinzen aus dem Land der Ferne, Kalle Blomquist, dem Meisterdetektiv, Karlsson vom Dach, dem frechen Flieger, den Kindern aus Bullerbü, dem idyllischen Dorf, und Ronja Räubertochter, der mutigen Tochter eines Räuberhauptmanns. Ihre Bücher zeichnen sich durch Humor, Fantasie, Spannung, Warmherzigkeit und einen respektvollen Umgang mit Kindern aus. Sie sind in 106 verschiedenen Sprachen erschienen und haben eine Gesamtauflage von etwa 165 Millionen Büchern erreicht.
Astrid Lindgren war nicht nur ein erfolgreicher Schriftsteller, sondern auch ein engagierter politisch interessierter Bürger. Sie setzte sich für die Rechte von Kindern und Tieren ein, kritisierte die Gewalt in der Gesellschaft und die Umweltzerstörung und beeinflusste die schwedische Innenpolitik. Sie war Mitglied der schwedischen Sozialdemokraten und erhielt 1994 den Right Livelihood Award, auch bekannt als Alternativer Nobelpreis, für ihren Einsatz für eine friedliche und demokratische Welt. Sie wurde mit vielen weiteren Preisen geehrt, wie dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1978, dem Hans-Christian-Andersen-Preis 1958 und dem Schwedischen Staatspreis für Literatur 1958 und 1971.
Astrid Lindgren starb am 28. Januar 2002 im Alter von 94 Jahren in ihrer Wohnung in Stockholm. Sie hinterließ ein reiches literarisches Erbe, das bis heute viele Menschen begeistert und bewegt. Seit ihrem Tod verleiht die schwedische Regierung jährlich den Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis für Kinder- und Jugendliteratur, der mit fünf Millionen Kronen dotiert ist und zu den höchstdotierten Literaturpreisen der Welt gehört. Die Astrid Lindgrens Värld in Vimmerby, ein Freizeitpark, der die nachgebauten Szenen aus ihren Büchern zeigt, verzeichnet jährlich unzählige Besucher. Auch ihre Wohnung an der Dalagatan 46 in Stockholm, in der sie fast 60 Jahre lang lebte und arbeitete, ist heute ein Museum, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Allerdings gibt es eine Gruppe von Leuten, die die Originaltexte von Astrid Lindgren kritisieren. Ihnen ist die Sprache der Bücher nicht politisch korrekt genug. So wurde zum Beispiel der Titel „Negerkönig“, den Pippi Langstrumpfs Vater im Taka-Tuka-Land trägt, in neueren Ausgaben in „Südseekönig“ geändert, angeblich mit dem Einverständnis von Astrid Lindgrens Erben. Auch andere Begriffe, die als rassistisch oder diskriminierend empfunden werden könnten, wurden teilweise ersetzt oder gestrichen. Die Befürworter dieser Änderungen argumentieren, dass die Sprache sich wandelt und dass man die Kinderbücher an die heutigen Maßstäbe anpassen müsse, um ja niemanden zu verletzen oder zu beleidigen. Die Kritiker hingegen sehen darin einen Eingriff in das literarische Werk und eine Zensur der Autorin. Sie meinen, dass man die historischen und kulturellen Kontexte berücksichtigen und die Kinderbücher als Zeugnisse ihrer Zeit verstehen solle. Sie befürchten außerdem, dass die Änderungen den Charme und den Humor der Geschichten beeinträchtigen oder verfälschen könnten. Ein weiterer Punkt ist, dass niemand das Recht haben sollte, Werke anderer Autoren wegen politischer Korrektheit zu verfälschen.
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