Buxtehude ist bekannt als Schauplatz des Märchens vom Hasen und dem Igel, in dem der schlaue Igel den schnellen Hasen überlistet. Doch die niedersächsische Kleinstadt hat noch eine andere Geschichte zu erzählen, die mit Geschwindigkeit zu tun hat. Vor mehr als 40 Jahren wurde hier die erste Tempo-30-Zone Deutschlands eingerichtet, die den Verkehr in der Innenstadt verlangsamen und sicherer machen sollte.
Die Idee für eine verkehrsberuhigte Zone kam von Otto Wicht, einem damaligen Kommunalpolitiker, der sich für mehr Lebensqualität in der Stadt einsetzte. Er hatte von einem niederländischen Modellprojekt gehört, bei dem die Geschwindigkeit in Wohngebieten auf 30 km/h reduziert wurde, um Lärm, Abgase und Unfälle zu verringern. Wicht war begeistert von dem Konzept und wollte es in Buxtehude umsetzen. Er stieß jedoch auf viel Widerstand, sowohl von den Autofahrern, die sich gegängelt fühlten, als auch von den Behörden, die rechtliche Bedenken hatten. Doch Wicht gab nicht auf und überzeugte schließlich die Stadtverwaltung, einen Modellversuch zu starten.
Am 14. November 1983 war es soweit: Die erste Tempo-30-Zone Deutschlands wurde in der Buxtehuder Altstadt eröffnet. Auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer wurden Schilder aufgestellt, die die Autofahrer zum Langsamfahren aufforderten. Zusätzlich wurden die Straßen durch Pflanzkübel, Fahrbahnmarkierungen und Verkehrsinseln verengt, um den Verkehrsfluss zu bremsen. Die Reaktionen waren gemischt: Einige Anwohner und Geschäftsleute begrüßten die Maßnahme, andere befürchteten Umsatzeinbußen oder Umwege. Die Autofahrer hielten sich zunächst nicht an die neue Regelung und fuhren weiterhin zu schnell.
Die Ergebnisse des Modellversuchs waren mehr oder weniger positiv: Die Zahl der Unfälle sank um 40 Prozent, die Lärmbelastung um 10 Dezibel und der Kraftstoffverbrauch um 15 Prozent. Die Tempo-30-Zone wurde zu einem Erfolgsmodell, das bald in vielen anderen deutschen Städten Schule machte. Heute gibt es in Deutschland mehr als 100.000 Tempo-30-Zonen, die vor allem in Wohngebieten, aber auch in Schul- und Geschäftsbereichen eingerichtet werden.
Ein wichtiger Aspekt, der bei der Diskussion über Tempo 30 berücksichtigt werden sollte, ist die technische Entwicklung der Fahrzeuge. Moderne Autos sind in der Regel so konstruiert, dass sie bei höheren Geschwindigkeiten einen optimalen Wirkungsgrad und eine geringere Schadstoffbelastung haben. Bei Tempo 30 müssen sie jedoch häufiger in niedrigeren Gängen fahren, was zu einem höheren Kraftstoffverbrauch, mehr Lärm und auch mehr Emissionen führt. Dies gilt insbesondere für Dieselfahrzeuge, die bei Tempo 30 mehr Stickoxide ausstoßen als bei Tempo 50. Mehrere Studien haben diesen Effekt nachgewiesen, zum Beispiel die Untersuchung des ADAC oder die Dokumentation des Deutschen Bundestages. Daher ist Tempo 30 für moderne Autos keine ideale Geschwindigkeit, um die Luftqualität zu verbessern und die Lärmbelastung zu senken.
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