Am 21. November 1694 wurde ein Denker und Schriftsteller der europäischen Aufklärung geboren: Voltaire. Sein richtiger Name war François-Marie Arouet, aber er nannte sich selbst Voltaire, um sich von seinem bürgerlichen Ursprung abzuheben. Er war ein scharfzüngiger Kritiker der Macht und der Kirche, ein Verfechter der Toleranz und der Menschenrechte, ein vielseitiger Autor von Theaterstücken, Gedichten, Romanen, Essays und Briefen. Sein Leben war geprägt von Erfolgen und Konflikten, von Reisen und Verbannungen, von Liebe und Freundschaft.
Voltaire wurde am 21. November 1694 in Paris geboren. Er besuchte das renommierte Jesuitenkolleg Louis-le-Grand, wo er eine humanistische Ausbildung erhielt. Schon früh zeigte er ein großes Interesse für Literatur und Philosophie und knüpfte Kontakte zu freigeistigen Zirkeln der Frühaufklärung. Später studierte er kurz Jura, entschied sich aber bald für eine Karriere als Schriftsteller. Er veröffentlichte seine ersten Werke unter verschiedenen Pseudonymen, darunter auch Voltaire, das er ab 1718 dauerhaft annahm.
Voltaire erlangte schnell Berühmtheit mit seinen Theaterstücken, vor allem mit seiner Tragödie “Ödipus”, die 1719 uraufgeführt wurde. Er schrieb auch eine epische Dichtung über den französischen König Heinrich IV., die “Henriade”, die 1723 erschien. Seine Werke zeichneten sich durch einen klaren und eleganten Stil, einen scharfen Witz und eine kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft und der Religion aus. Voltaire war ein Bewunderer der antiken Klassiker, aber auch ein Anhänger der modernen Wissenschaft und Philosophie. Er setzte sich mit den Werken von Newton, Locke und Shakespeare auseinander, die er während seines zweijährigen Exils in England (1726-1728) kennenlernte. Darüber verfasste er die “Philosophischen Briefe”, die 1734 in Frankreich verboten und verbrannt wurden, weil sie die englische Toleranz und Freiheit lobten.
Voltaire lebte von 1734 bis 1749 in Cirey-sur-Blaise, einem Schloss in der Champagne, das seiner Lebensgefährtin Émilie du Châtelet gehörte. Sie war eine gebildete und leidenschaftliche Frau, die sich mit Mathematik und Physik beschäftigte. Sie übersetzte und kommentierte Newtons “Principia Mathematica” und unterstützte Voltaire bei seinen wissenschaftlichen Experimenten und Studien. In dieser Zeit schrieb Voltaire einige seiner bekanntesten Werke, wie die “Elemente der Philosophie Newtons”, die Komödie “Nanine” und den philosophischen Roman „Zadig oder das Schicksal“.
Nach dem Tod von Émilie du Châtelet 1749 ging Voltaire nach Berlin, wo er vom preußischen König Friedrich II. eingeladen wurde. Er bewunderte den aufgeklärten Monarchen, der ihm den Titel eines Kammerherrn und eine hohe Pension verlieh. Drei Jahre verbrachte Voltaire am preußischen Hof, wo er an der Akademie der Wissenschaften teilnahm, mehrere Werke veröffentlichte und mit Friedrich II. korrespondierte. Doch die Beziehung zwischen den beiden verschlechterte sich bald, vor allem wegen Voltaires Spott über die deutschen Gelehrten und die preußischen Sitten. Voltaire verließ Berlin 1753 nach einem heftigen Streit mit Friedrich II. und einer kurzen Inhaftierung in Frankfurt.
Voltaire wanderte in den folgenden Jahren durch verschiedene europäische Länder, bis er 1755 in Genf eine Bleibe fand. Dort kaufte er ein Landgut namens Les Délices, wo er viele Gäste empfing und sich als Landwirt betätigte. Er schrieb auch weiterhin zahlreiche Werke, wie die “Abhandlung über die Sitten und den Geist der Völker”, die “Gedichte über die Naturgeschichte” und den Roman „Candide oder der Optimismus“. Er engagierte sich auch für die Verteidigung von Opfern der Justiz und der Intoleranz, wie dem protestantischen Kaufmann Jean Calas, der 1762 in Toulouse wegen angeblichen Mordes an seinem Sohn hingerichtet wurde. Voltaire setzte sich für die Rehabilitierung von Calas ein, die 1765 erfolgte.
Voltaire verließ Genf 1758, weil er mit den Behörden der Stadt in Konflikt geriet, die seine Theaterstücke verboten. Er zog nach Ferney, einem Dorf an der französisch-schweizerischen Grenze, wo er bis 1778 lebte. Dort baute er ein Schloss, eine Kirche, eine Uhrmacherwerkstatt, eine Töpferei und eine Schule. Er förderte die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region und wurde als “Patriarch von Ferney” bekannt. Einige seiner wichtigsten Werke entstanden hier, wie die “Philosophische Wörterbuch”, die “Geschichte des russischen Reiches unter Peter dem Großen” und die Tragödie „Irene“.
Voltaire kehrte 1778 nach Paris zurück, um die Uraufführung seiner letzten Tragödie zu erleben. Er wurde vom Volk und von den Intellektuellen begeistert gefeiert, aber auch von seinen Gegnern angefeindet. Er starb am 30. Mai 1778 im Alter von 83 Jahren an einer Lungenentzündung. Sein Leichnam wurde heimlich nach Abtei Sellières gebracht, um einer Beschlagnahmung durch die Kirche zu entgehen. Sein Herz und seine Hirn wurden jedoch in Paris aufbewahrt. Seine Asche wurde 1791 in den Pariser Panthéon überführt, wo er als einer der größten Helden der französischen Nation geehrt wurde.
Voltaire war ein Vorbild für die Aufklärung, die er mit seinem Geist, seinem Mut und seiner Kreativität bereicherte. Er war ein unermüdlicher Kämpfer für die Vernunft, die Freiheit und die Menschlichkeit. Er war ein Meister der Sprache, der mit seinem Witz und seiner Ironie die Leser fesselte und die Mächtigen provozierte. Er war ein Universalgenie, der sich mit allen Bereichen des Wissens und der Kunst beschäftigte. Er war ein Weltbürger, der sich für die Belange aller Völker interessierte. Er war ein Mensch, der mit seinen Stärken und Schwächen, seinen Leidenschaften und Fehlern, seinen Freuden und Schmerzen die Geschichte prägte.
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