Der Buß- und Bettag ist ein Feiertag der evangelischen Kirche, der auf Notzeiten zurückgeht. Er wird am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, begangen. In diesem Jahr fällt er auf den 20. November. Der Buß- und Bettag soll die Christen dazu anregen, über ihre individuellen und gesellschaftlichen Fehler nachzudenken, sie zu bereuen und sich für eine positive Veränderung zu entscheiden. Das Wort “Buße” bedeutet hier nicht Strafe, sondern Umkehr zu Gott und zum Nächsten.
Der Buß- und Bettag hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Schon damals gab es in Rom Tage, an denen die Menschen durch Gebete und Fasten die Götter gnädig stimmen wollten. Als das Christentum zur Staatsreligion wurde, übernahm die Kirche diese Praxis und rief in Zeiten der Not und Gefahr zu gemeinsamen Buß- und Bettagen auf. Im Mittelalter wurden solche Tage je nach Bedarf von der Obrigkeit oder der Kirche angeordnet. Ein Beispiel aus der Bibel ist die Geschichte von Jona, der von Gott nach Ninive geschickt wurde, um der Stadt ihren Untergang zu verkünden. Die Bewohner von Ninive glaubten an Gott und hielten einen Buß- und Bettag ab, indem sie fasteten und in Sack und Asche saßen. Gott sah ihr Tun und verschonte die Stadt.
Die Reformation im 16. Jahrhundert brachte eine neue Sichtweise auf den Buß- und Bettag. Die Reformatoren betonten, dass die Buße nicht nur ein äußerliches Ritual, sondern eine innere Haltung sein sollte, die von der Gnade Gottes abhängt. Sie lehnten die kirchliche Autorität ab, die Buß- und Bettage anzuordnen, und überließen es den einzelnen Gemeinden, solche Tage zu halten. Der erste protestantische Buß- und Bettag wurde 1532 in Straßburg offiziell eingeführt. Er sollte ein Zeichen der Solidarität mit den verfolgten Protestanten in anderen Ländern sein. Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene regionale Traditionen, die oft mit politischen oder historischen Ereignissen verbunden waren. Erst 1852 beschloss die Eisenacher Evangelische Kirchenkonferenz, einen allgemeinen Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem Totensonntag als gemeinsamen Feiertag der deutschen Länder einzuführen. Allerdings dauerte es noch einige Jahrzehnte, bis sich alle darauf einließen.
Der Buß- und Bettag war bis 1994 ein gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland. Er wurde jedoch zur Finanzierung der damals neu eingeführten Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft. In Sachsen ist der Buß- und Bettag immer noch ein gesetzlicher Feiertag, allerdings müssen die Arbeitnehmer einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung leisten. In den anderen Bundesländern ist der Buß- und Bettag ein normaler Arbeitstag, an dem aber die evangelischen Schüler vom Unterricht befreit sind. Die evangelische Kirche hält an dem Feiertag fest und lädt die Gläubigen zu Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen ein, die sich mit aktuellen Themen und Herausforderungen befassen. In der Schweiz gibt es einen vergleichbaren Feiertag, den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, der am dritten Sonntag im September gefeiert wird.
Der Buß- und Bettag ist also ein Tag, der zum Nachdenken und Handeln anregt. Er soll die Menschen daran erinnern, dass sie nicht allein sind, sondern in einer Gemeinschaft leben, die von Gott und von einander abhängt. Er soll die Menschen dazu motivieren, sich für das Gute im Leben zu entscheiden und sich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Er soll die Menschen auch trösten und ermutigen, dass Gott ihnen vergibt und ihnen eine neue Chance gibt.
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