Es ist eines der bekanntesten und beliebtesten Weihnachtslieder der Welt: “Stille Nacht, heilige Nacht”. Doch wie entstand dieses Lied, das heute in mehr als 300 Sprachen und Dialekten gesungen wird? Und wer waren die Schöpfer dieses musikalischen Meisterwerks?
Die Anfänge von “Stille Nacht” gehen auf das Jahr 1816 zurück, als der junge Priester Joseph Mohr in Mariapfarr im Salzburger Lungau ein Gedicht mit sechs Strophen verfasste. Mohr war damals Hilfspriester in der Wallfahrtsbasilika, wo er von einer Darstellung des Jesuskindes mit lockigem Haar inspiriert wurde. Zwei Jahre später, im Dezember 1818, wurde Mohr nach Oberndorf bei Salzburg versetzt, wo er den Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber kennenlernte. Mohr bat Gruber, eine passende Melodie für sein Gedicht zu komponieren, die für zwei Solostimmen, Chor und Gitarre geeignet sein sollte. Gruber erfüllte Mohrs Wunsch und schuf eine einfache, aber eingängige Melodie in D-Dur.
Am Heiligen Abend 1818 wurde “Stille Nacht, heilige Nacht” zum ersten Mal in der Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf aufgeführt. Mohr sang die erste Stimme und spielte die Gitarre, Gruber sang die zweite Stimme. Das Lied fand bei den anwesenden Gläubigen, die hauptsächlich aus Salzachschiffern und Schiffbauern bestanden, großen Anklang. Doch wie gelangte das Lied von Oberndorf aus in die ganze Welt?
Die Verbreitung von “Stille Nacht” ist eng mit dem Orgelbauer Karl Mauracher verbunden, der das Lied bei einem seiner Besuche in Oberndorf hörte und es in seine Heimat, das Tiroler Zillertal, mitnahm. Dort wurde es von zwei Familien, den Geschwistern Rainer und Strasser, aufgegriffen, die als Liedersänger bekannt waren. Sie trugen das Lied bei ihren Auftritten in ganz Europa und Amerika vor und machten es so international bekannt. Dabei wurde das Lied oft als “Tiroler Volkslied” oder “Tiroler Weise” bezeichnet, ohne die Namen der eigentlichen Autoren zu nennen.
Erst im Jahr 1854, als das Lied bereits weltberühmt war, wurde die Urheberschaft von Mohr und Gruber offiziell anerkannt. Gruber schrieb eine “Authentische Veranlassung”, in der er die Entstehungsgeschichte des Liedes schilderte und seine Autorschaft bekräftigte. Mohr war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, er starb 1848 in Wagrain im Pongau, wo er als Pfarrer tätig war. Gruber starb 1863 in Hallein, wo er ebenfalls als Lehrer und Organist wirkte.
“Stille Nacht, heilige Nacht” wurde im Laufe der Zeit immer wieder bearbeitet, übersetzt und adaptiert. Es wurde in zahlreiche kirchliche Gesangbücher aufgenommen und von vielen berühmten Künstlern interpretiert. Es wurde zum Symbol für Frieden und Versöhnung, wie etwa beim Weihnachtsfrieden von 1914, als deutsche und britische Soldaten an der Westfront das Lied gemeinsam sangen. Es wurde zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt und zum österreichischen Kulturgut ernannt. Es wurde zum Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums im deutschen Sprachraum und zum Ausdruck der christlichen Botschaft in aller Welt.

Bildquellen auf dieser Seite:
- Friedensreich-Hundertwasser-Tussauds-Wien-wn-crop: Werner Niedermeier | Werner Niedermeier
- Falco-Tussauds-Wien-dn-crop: Werner Niedermeier | Werner Niedermeier
- Edison_and_phonograph_edit1-Gemeinfrei: Gemeinfrei | Gemeinfrei