Am 6. Januar 1950 startete in den deutschen Kinos ein Film, der mittlerweile als Meisterwerk gilt: Der Dritte Mann. Der britische Film noir von Carol Reed basiert auf einem Drehbuch von Graham Greene und spielt im Wien der Nachkriegszeit. Die Hauptrolle spielt der amerikanische Schauspieler Joseph Cotten als Holly Martins, ein erfolgloser Autor von Wildwestromanen, der seinem alten Freund Harry Lime (Orson Welles) einen Besuch abstatten will. Doch bei seiner Ankunft erfährt er, dass Lime bei einem mysteriösen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Martins glaubt nicht an einen Unfall und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei gerät er in ein Netz aus Intrigen, Korruption und Verbrechen, das ihn bis in die dunklen Abgründe der Wiener Kanalisation führt. An seiner Seite ist die schöne Anna Schmidt (Alida Valli), die Geliebte von Lime, die ihm mehr als einmal das Leben rettet.
Der Dritte Mann ist ein Film, der durch seine stilistischen und inhaltlichen Qualitäten besticht. Die Kameraführung von Robert Krasker schafft eine unverwechselbare Atmosphäre, die von Schatten, Schrägen und Kontrasten geprägt ist. Die Handlung ist spannend, raffiniert und voller überraschender Wendungen. Die Dialoge sind scharfzüngig, ironisch und oft zitierwürdig. Die Schauspieler liefern hervorragende Leistungen, allen voran Orson Welles, der in einer kurzen, aber unvergesslichen Rolle als charismatischer und skrupelloser Harry Lime glänzt. Seine berühmte “Kuckucksuhr-Rede” ist ein Höhepunkt des Films, der die moralische Ambivalenz der Nachkriegszeit auf den Punkt bringt.
Ein besonderes Merkmal des Films ist die Filmmusik von Anton Karas, die ausschließlich auf der Zither gespielt wird. Das Harry-Lime-Thema, das zu Beginn und am Ende des Films zu hören ist, ist ein Ohrwurm, der sich in das kollektive Gedächtnis eingeprägt hat. Die Zithermusik verleiht dem Film einen eigenwilligen und unverwechselbaren Klang, der sowohl die Wiener Lokalkolorit als auch die Spannung und Melancholie der Geschichte unterstreicht.
Der Dritte Mann ist ein Film, der bis heute nichts von seiner Faszination und Aktualität verloren hat. Er ist ein Spiegelbild einer Zeit, die von politischen, sozialen und moralischen Umbrüchen geprägt war. Er ist ein Film, der Fragen stellt, die auch heute noch relevant sind: Was ist Freundschaft? Was ist Loyalität? Was ist Gut und Böse? Er ist ein Film, der den Zuschauer herausfordert, mitfiebert und nachdenklich macht.
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