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30. Januar 1895 – Schnelldampfer „Elbe“ wird gerammt und sinkt

Am 30. Januar 1895 ereignete sich einer der schwersten Seeunfälle in der Geschichte des Norddeutschen Lloyd (NDL):

Am 30. Januar 1895 ereignete sich einer der schwersten Seeunfälle in der Geschichte des Norddeutschen Lloyd (NDL): Der Schnelldampfer Elbe, der von Bremerhaven nach New York unterwegs war, kollidierte in der Nordsee mit dem britischen Kohledampfer Crathie und sank innerhalb von 20 Minuten. Von den rund 380 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord überlebten nur 20. Die meisten Opfer waren Auswanderer, die nach Amerika wollten.

Die Elbe war 1881 in Glasgow gebaut worden und galt als das modernste und schnellste Schiff des NDL. Sie war der erste Schnelldampfer des Deutschen Reiches und der elf Schiffe umfassenden Flüsse-Klasse. Sie bot Platz für 190 Gäste der ersten und 120 der zweiten Klasse sowie 800 Zwischendeckpassagiere. Sie war prächtig ausgestattet und verfügte über eine leistungsstarke Dampfmaschine, die ihr eine Geschwindigkeit von 16 Knoten ermöglichte. Sie war vor allem bei den Auswanderern beliebt, die eine schnelle und komfortable Überfahrt suchten. 1889 unternahm sie auch drei Fahrten nach Australien auf der Reichspostdampferlinie.

Die Unglücksfahrt begann am 29. Januar 1895 um 15 Uhr in Bremerhaven. Das Wetter war klar und ruhig. Unter dem Kommando von Kapitän Kurt von Goessel befanden sich etwa 200 Auswanderer und 180 Besatzungsmitglieder an Bord. In den Morgenstunden des nächsten Tages setzte ein heftiger Sturm ein, der die Sicht erschwerte. Gegen 5 Uhr sichteten die beiden wachhabenden Offiziere der Elbe die Positionslichter eines anderen Schiffes, das auf Kollisionskurs zu ihnen war. Es handelte sich um die Crathie, einen kleinen Kohledampfer, der von Rotterdam nach Aberdeen fuhr. Nach den damaligen Regeln war die Crathie zum Ausweichen verpflichtet, doch sie tat es nicht. Die Offiziere der Elbe schätzten die Entfernung und die Geschwindigkeit des anderen Schiffes falsch ein und unternahmen keine weiteren Schritte, um eine Kollision zu vermeiden.

Um 5.10 Uhr rammte die Crathie die Elbe an der Steuerbordseite, kurz hinter dem Schornstein. Die Wucht des Aufpralls riss ein großes Loch in die Elbe, durch das Wasser in die Maschinenräume und die Kabinen eindrang. Die Elbe bekam sofort starke Schlagseite und begann zu sinken. Die Crathie wurde ebenfalls beschädigt, blieb aber schwimmfähig. Die Besatzung der Elbe versuchte, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen, doch viele waren durch den Sturm oder die Kollision unbrauchbar geworden. Nur vier Boote konnten abgelassen werden, von denen eins kenterte. Die Passagiere gerieten in Panik und versuchten, sich zu retten. Viele sprangen ins eiskalte Wasser oder wurden von den Wellen über Bord gespült. Die Crathie versuchte, den Überlebenden zu helfen, doch der Sturm erschwerte die Rettungsaktion. Um 5.30 Uhr verschwand die Elbe unter der Wasseroberfläche.

Von den rund 380 Menschen an Bord der Elbe konnten nur 20 gerettet werden, darunter 16 Besatzungsmitglieder und vier Passagiere. Die meisten Opfer ertranken oder erfroren im Wasser. Unter den Toten waren auch Kapitän von Goessel, der bis zuletzt an Bord geblieben war, und seine Frau, die ihn auf der Reise begleitet hatte. Die Überlebenden wurden von der Crathie nach Rotterdam gebracht, wo sie medizinisch versorgt und vom NDL betreut wurden. Die Crathie wurde später von einem niederländischen Gericht für die Kollision verantwortlich gemacht und zu einer Entschädigungszahlung an den NDL verurteilt.

Der Untergang der Elbe war der folgenschwerste Seeunfall in der Geschichte des NDL und schockierte die Öffentlichkeit. Er führte zu einer Überprüfung der Sicherheitsvorschriften und der Rettungsausrüstung auf den Schiffen. Er zeigte auch die Gefahren und die Härte der Auswanderung, die viele Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben auf sich nahmen. Die Elbe wurde zu einem Symbol für die Tragödie und den Mut der Auswanderer, die ihr Schicksal dem Meer anvertrauten.

Bild: Gemeinfrei | Gemeinfrei

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  • Dampfschiff_-_Elbe-Gemeinfrei: Gemeinfrei | Gemeinfrei

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