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29. März 2025 – Nyepi, der balinesische Tag der Stille

Nyepi ist ein einzigartiger Feiertag, der auf der indonesischen Insel Bali. Seine Besonderheit liegt darin, dass er mit absoluter Stille und vollständigem gesellschaftlichem Rückzug begangen wird.

Nyepi ist ein einzigartiger Feiertag, der ausschließlich auf der indonesischen Insel Bali in dieser Form begangen wird. Er markiert das balinesische Neujahr nach dem traditionellen Saka-Kalender, einem lunisolaren Kalender, der sich deutlich vom westlichen gregorianischen Kalender unterscheidet. Der Tag fällt in diesem Jahr auf den 29. März und ist tief in der hinduistischen Glaubenswelt der Balinesen verwurzelt. Seine Besonderheit liegt nicht nur in der spirituellen Bedeutung, sondern vor allem in der Art und Weise, wie er begangen wird: mit absoluter Stille und vollständigem gesellschaftlichem Rückzug.

Im Zentrum des Nyepi steht die Idee der Reinigung – nicht nur des Körpers und Geistes, sondern auch der Umwelt und der Gemeinschaft. Der gesamte Tag ist der inneren Einkehr, Meditation und Selbstreflexion gewidmet. Anders als bei vielen anderen Neujahrsfesten, die von lauten Feiern und Feuerwerk geprägt sind, kehrt auf Bali absolute Ruhe ein. Der Alltag wird vollständig unterbrochen. Der internationale Flughafen Ngurah Rai stellt den Betrieb ein, die Straßen sind leer, Geschäfte geschlossen, selbst elektrisches Licht bleibt in den meisten Häusern ausgeschaltet. Der balinesische Hinduismus sieht an diesem Tag vor, dass die Menschen sich zurückziehen, fasten und sich nicht dem Vergnügen hingeben. Die Insel erscheint wie verlassen – ein Zustand, der für Besucher ebenso befremdlich wie beeindruckend sein kann.

Nyepi ist jedoch nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil einer mehrtägigen Abfolge religiöser Rituale. Am Vorabend des Tages der Stille findet der sogenannte Ogoh-Ogoh-Umzug statt. In den Dörfern und Städten Balis werden über Wochen hinweg riesige Dämonenfiguren aus Bambus und Papiermaché angefertigt. Diese symbolisieren böse Geister, schlechte Energien und negative Eigenschaften. Bei Einbruch der Dunkelheit werden sie begleitet von Lärm, Musik und Feuer durch die Straßen getragen, um die Dämonen anzulocken und zu vertreiben. Anschließend werden viele dieser Figuren verbrannt – als ritueller Akt der Reinigung. Der folgende Nyepi-Tag steht dann im Kontrast zur vorherigen Ausgelassenheit und markiert eine symbolische Wiedergeburt der Welt in Stille und Dunkelheit.

Auch wenn Nyepi in erster Linie ein religiöser Feiertag der hinduistischen Bevölkerungsmehrheit ist, gilt er offiziell für ganz Bali, das zu einem großen Teil vom Tourismus lebt. Selbst Touristen werden gebeten, sich den Regeln anzupassen, in ihren Hotels zu bleiben und Rücksicht auf die Tradition zu nehmen. Die balinesische Polizei sowie spezielle religiöse Sicherheitsgruppen, die sogenannten Pecalang, überwachen die Einhaltung der Stille.

Diese Form des kollektiven Innehaltens hat auch über die religiöse Dimension hinaus eine besondere Wirkung. In einer Welt, die von Geschwindigkeit, Lärm und ständiger Verfügbarkeit geprägt ist, wirkt Nyepi fast wie ein gesellschaftliches Experiment: eine ganze Insel, die sich freiwillig und gemeinschaftlich dem Schweigen hingibt, um einen Neuanfang zu wagen. Für viele Balinesen ist dieser Tag nicht nur spirituell, sondern auch emotional bedeutend – ein Moment der Verbindung mit sich selbst, mit der Natur und mit der Gemeinschaft.

KI-Bild: Werner Niedermeier

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