Kalender

12. April 2025 – Lazarus-Samstag

Der Lazarus-Samstag ist ein bedeutender Tag im Kirchenjahr der orthodoxen Christenheit und wird stets am Samstag vor dem Palmsonntag begangen.

Der Lazarus-Samstag ist ein bedeutender Tag im Kirchenjahr der orthodoxen Christenheit und wird stets am Samstag vor dem Palmsonntag begangen. Er markiert den Übergang zwischen der Großen Fastenzeit und der Karwoche und stellt in theologischer wie liturgischer Hinsicht eine besondere Station im Osterzyklus dar. Im Mittelpunkt steht das biblische Ereignis der Auferweckung des Lazarus, wie es im elften Kapitel des Johannesevangeliums geschildert wird. Jesus besucht die Schwestern Maria und Marta in Bethanien, wo ihr Bruder Lazarus bereits vier Tage tot im Grab liegt. Durch sein Wort erweckt Jesus ihn zum Leben. Dieses Wunder wird von den orthodoxen Kirchen als Vorzeichen und sinnbildliche Ankündigung der eigenen Auferstehung Christi verstanden.

Im Unterschied zu den sonst stillen und strengen Tagen der Fastenzeit erhält der Lazarus-Samstag bereits österliche Züge. In den Gottesdiensten wird die Auferstehungsliturgie angestimmt, es werden weiße liturgische Farben verwendet, und es ist erlaubt, festlichere Speisen zu sich zu nehmen. Die liturgischen Texte und Gesänge dieses Tages betonen die Macht Christi über Leben und Tod und preisen seine göttliche Herrlichkeit. Zugleich steht das menschliche Mitleiden Jesu mit den Trauernden im Vordergrund – ein Hinweis auf die tiefe Verbindung zwischen göttlicher Allmacht und menschlicher Anteilnahme.

In vielen orthodox geprägten Kulturen hat sich rund um diesen Tag ein reicher Brauch entwickelt. In Griechenland und auf Zypern zum Beispiel ist es üblich, dass Kinder durch die Straßen ziehen und Lieder zu Ehren des Lazarus singen. Sie tragen dabei Palmen oder Zweige, die mit bunten Bändern geschmückt sind, und kündigen damit zugleich das bevorstehende Osterfest an. In ländlichen Gegenden werden noch heute Lazarus-Puppen aus Stoff oder Holz angefertigt, die als symbolische Darstellung des wiedererweckten Lazarus durch die Dörfer getragen werden. Diese Bräuche unterstreichen die enge Verbindung von Volksglauben, biblischer Überlieferung und kirchlicher Liturgie, wie sie in der orthodoxen Welt vielfach zu finden ist.

Auch kulinarisch wird der Lazarus-Samstag in vielen Familien gewürdigt. Obwohl die eigentliche Fastenzeit noch nicht abgeschlossen ist, gilt dieser Tag als Fastenlockerung. Besonders in der griechischen und russischen Tradition ist es an diesem Tag erlaubt, Fisch zu essen. Zahlreiche Familien bereiten spezielle Gerichte mit Kabeljau oder anderen Fischsorten zu, oft in Verbindung mit Knoblauchsoße oder Reis. Damit wird nicht nur das Ende der strengen Askese angedeutet, sondern auch ein Vorgeschmack auf das österliche Fest gegeben.

In seiner Gesamtheit stellt der Lazarus-Samstag eine Brücke dar – zwischen Fastenzeit und Ostern, zwischen Tod und Leben, zwischen irdischer Trauer und himmlischer Hoffnung. Die Feier dieses Tages richtet den Blick auf die Auferstehung nicht nur als historisches oder symbolisches Ereignis, sondern als lebendige Wirklichkeit im Glauben der Kirche. Wer an diesem Tag die Gottesdienste besucht, erlebt eine eindrucksvolle Verbindung von Ernst und Freude, von Stille und Triumph. Der Lazarus-Samstag ist damit ein Schlüssel zum tieferen Verständnis des österlichen Mysteriums.

Heute ist außerdem...

Sehen Sie, was heute sonst noch los ist.

Entdecken