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13. April 1901 – Gründung erstes politisches Kabarett in Deutschland

In der pulsierenden Künstlerszene von München-Schwabing eröffnete am 13. April 1901 das erste politische Kabarett Deutschlands.

In der pulsierenden Künstlerszene von München-Schwabing eröffnete am 13. April 1901 ein Kabarett, das nicht nur die Nacht zum Tag machen, sondern auch die politische Satire in Deutschland neu definieren sollte. Die Elf Scharfrichter, benannt nach den elf Gründungsmitgliedern, darunter Otto Falckenberg, Wilhelm Hüsgen und Willy Oertel, traten erstmals auf und markierten den Beginn einer neuen Ära der Unterhaltungskunst.

Das Kabarett, inspiriert von französischen Vorbildern wie dem Cabaret Le Chat Noir in Paris, war eine Antwort auf die Sehnsucht nach einem Ort, an dem Kunst und Satire frei von Zensur florierten. In einer Zeit, in der die künstlerische Freiheit durch Gesetze wie die Lex Heinze bedroht wurde, bot Die Elf Scharfrichter einen Raum für kritische Stimmen.

Die Lex Heinze war ein umstrittenes Gesetz, das 1900 im Deutschen Reich verabschiedet wurde. Es zielte darauf ab, die Darstellung “unsittlicher” Handlungen in Kunstwerken, Theaterstücken und Literatur zu zensieren. Der Gesetzentwurf sah auch vor, die Vorschriften gegen Pornografie und Kuppelei zu verschärfen und den Straftatbestand der Zuhälterei einzuführen. Die Lex Heinze löste eine Welle des öffentlichen Protests aus, insbesondere unter Künstlern und Literaten, die sich durch die Zensur in ihrer kreativen Freiheit eingeschränkt fühlten. Der Reichstag entschärfte den Entwurf schließlich nach heftigen Debatten und einer Kampagne des Goethe-Bundes, der zur Wahrung der künstlerischen und wissenschaftlichen Freiheit gegründet wurde.

Die Bedeutung des Kabaretts in Deutschland ist bis heute ungebrochen. Es hat sich als eine Form der Kleinkunst etabliert, die gesellschaftskritisch, komisch-unterhaltend und künstlerisch-ästhetisch ist. Kabarettisten wie Dieter Hildebrandt und Volker Pispers haben im Laufe der Jahre die Tradition fortgesetzt, öffentliche Ereignisse und Personen mit scharfem Witz und pointierter Kritik zu beleuchten.

Die Elf Scharfrichter waren Pioniere dieser Kunstform und setzten Maßstäbe für zukünftige Generationen. Ihr Einfluss reicht weit über die Grenzen der Bühne hinaus und prägt bis heute die Art und Weise, wie wir über Politik, Gesellschaft und Kultur nachdenken und sprechen. Sie haben gezeigt, dass Humor eine mächtige Waffe sein kann, um Machtstrukturen zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen.

In der heutigen Zeit wird das Kabarett oft für seine Nähe zur Regierung kritisiert. Viele Kabarettisten wahren, so die Kritiker, nicht mehr die kritische Distanz zu den Regierenden, die einst das Genre prägte, sondern nehmen stattdessen eine “regierungstreue” Haltung ein. Diese Kritik richtet sich gegen die Tendenz einiger Kabarettprogramme, die politische Führung weniger scharf zu hinterfragen und sich stattdessen eher an der Opposition und an Regierungskritikern abzuarbeiten. Viele sehen darin einen Verlust der ursprünglichen rebellischen und gesellschaftskritischen Essenz des Kabaretts.

In einer Welt, die sich ständig verändert, bleibt das Kabarett ein Spiegel der Gesellschaft und ein unverzichtbarer Teil der deutschen Kulturlandschaft. Die Elf Scharfrichter mögen vor über einem Jahrhundert die Bühne betreten haben, doch ihr Vermächtnis lebt weiter und inspiriert die Künstler, die mit Worten die Welt verändern wollen.

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