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23. Mai 1927 – Dieter Hildebrandt Geburtstag

Am 23. Mai 1927 wurde Dieter Hildebrandt in Bunzlau, Niederschlesien (heute Boleslawiec, Polen) geboren.

Am 23. Mai 1927 wurde Dieter Hildebrandt in Bunzlau, Niederschlesien (heute Boleslawiec, Polen) geboren. Er war ein herausragender deutscher Kabarettist, Schauspieler und Buchautor. Sein Einfluss auf das politische Kabarett in der Bundesrepublik Deutschland ist unvergessen.

Hildebrandt verbrachte eine glückliche Kindheit auf dem Bauernhof seiner Eltern. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Flakhelfer und Soldat eingesetzt und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg fand er seine Familie in der Oberpfalz wieder und holte sein Abitur nach. Er studierte Theaterwissenschaften und Literatur in München, wo er seine Leidenschaft für das Kabarett entdeckte.

1956 gründete Hildebrandt zusammen mit seinem Freund Sammy Drechsel die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, die zu einem der bedeutendsten und erfolgreichsten Kabaretts in Deutschland wurde. Die Programme, die er mit seinen Kollegen schrieb und spielte, wurden regelmäßig im Hörfunk und Fernsehen übertragen und erreichten ein Millionenpublikum. Mit seiner intelligenten und pointierten Satire nahm er die Politik und die Gesellschaft unter die Lupe und sparte nicht mit Kritik an den Parteien, den Kirchen, den Medien und den Konsumgewohnheiten der Deutschen. Er war kein Moralprediger, sondern ein Aufklärer, der die Menschen zum Nachdenken und zum Lachen bringen wollte.

1972 ging das Ensemble auseinander und es kam zu einem Bruch. Erst 1976 wurde die Münchner Lach- und Schießgesellschaft auf Drängen von Dieter Hildebrandt neu gegründet und führte die Aufführungen in der alten Kabaretttradition fort. Hildebrandt arbeitete mit verschiedenen Partnern zusammen, unter anderem mit dem österreichischen Kabarettisten Werner Schneyder, mit dem er sechs „Autorenkabarett“-Programme schrieb und aufführte. Er trat auch mit Gerhard Polt auf, in dessen Filmen er als Schauspieler mitwirkte. Er war zudem als Drehbuchautor und Regisseur tätig. Seine bekanntesten Fernsehrollen waren der Fotograf „Herbie Fried“ in Helmut Dietls Serie „Kir Royal“ und der Casanova „Dr. Eigenbrodt“ in Polts Urlaubs-Satire „Man spricht Deutsch“.

1973 erhielt er beim ZDF seine eigene politische Satirereihe, „Notizen aus der Provinz“, die er bis 1979 moderierte. 1980 startete er in der ARD die Kabarettsendung „Scheibenwischer“, die er bis 2003 leitete und in der er mit wechselnden Gästen die aktuellen Themen aufgriff. Die Sendung sorgte immer wieder für politische Kontroversen, die ihren Höhepunkt erreichten, als sich der Bayerische Rundfunk 1986 bei einer Folge zur Tschernobyl-Katastrophe aus dem gemeinsamen ARD-Programm ausblendete. Hildebrandt ließ sich jedoch nicht mundtot machen und setzte seine Arbeit fort, bis er 2003 seinen Abschied vom „Scheibenwischer“ verkündete.

Bis zu seinem Tod blieb er jedoch künstlerisch aktiv. Er schrieb mehrere Bücher, in denen er seine Erinnerungen, seine Meinungen und seine Visionen für die Zukunft darlegte. Er trat weiterhin auf der Bühne auf, unter anderem mit seinem letzten Programm „Ich kann doch auch nichts dafür“. Er war auch im Internet präsent, wo er 2012 die Online-Satiresendung „Störsender.tv“ ins Leben rief. Er war ein Vorbild und ein Mentor für viele junge Kabarettisten, die er förderte und unterstützte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für sein Lebenswerk, unter anderem vier Adolf-Grimme-Preise, die „München leuchtet“-Medaille und die Ludwig-Thoma-Medaille.

In München trägt sogar eine Straße den Namen von Dieter Hildebrandt. Sie befindet sich im Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach, genauer im Stadtteil Altperlach. Die Benennung erfolgte am 7. Mai 2015 zu seinen Ehren.

Dieter Hildebrandt war ein Großmeister des politischen Kabaretts, der mit seinem Witz, seinem Mut und seinem Engagement die deutsche Kultur und Politik bereicherte. Er war ein unabhängiger Geist, der sich nicht verbiegen ließ und der immer seiner Überzeugung treu blieb. Er war ein Mensch, der die Welt verändern wollte, indem er sie zum Lachen brachte. Er war ein Künstler, der uns fehlt.

Für Besserwisser hier einige Zitate von Dieter Hildebrandt:

  • „Politiker muss man nicht achten, man muss auf sie achten.“
  • „Wie soll man sich nach einer Preisverleihung schon fühlen? Ausgezeichnet.“
  • „Ohne Unterschied macht Gleichheit keinen Spaß.“
  • „Die Politik ist ein Versuch der Politiker, zusammen mit dem Volk mit den Problemen fertig zu werden, die das Volk ohne die Politiker niemals gehabt hätte.“
  • „Die Bildröhre ist das Präservativ der Realität.“
  • „Es wird Zeiten geben, da wird man nicht mehr wissen, dass „Hermann und Dorothea“ von Goethe ist – und nicht eine Wetterfront aus der Biskaya.“
  • „Der mündige Bürger soll selbstverständlich selbst entscheiden, welche Fernsehsendungen er ein- oder ausschaltet, aber man soll ihm diese Entscheidung erleichtern, indem man einige Sendungen nicht herstellt, die er dann abschalten könnte.“
  • „Die öffentliche Hand ist immer stärker im Nehmen als im Geben.“

Dieter Hildebrandt starb am 20. November 2013 im Alter von 86 Jahren in München.

Bild: Christoph Vohler | CC BY-SA 3.0 Unported
Bild: Christoph Vohler – Lizenz: CC BY-SA 3.0

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