Am 5. Juli beginnt im Jahr 2025 in Deutschland das sogenannte Sommerloch – traditionell immer dann, wenn der Bundestag in die Sommerpause geht.
Das Sommerloch ist kein neues Phänomen. Schon im 19. Jahrhundert beklagten sich Zeitungen über die mangelnde Nachrichtenlage in den Sommermonaten. Damals gab es noch keine Nachrichtenagenturen oder Internet, die ständig neue Informationen lieferten. Die Zeitungen waren auf lokale Ereignisse oder Briefe von Korrespondenten angewiesen, die oft verspätet oder gar nicht eintrafen.
Heute hat sich die Situation zwar geändert, aber nicht grundlegend. Zwar gibt es mehr Quellen und Kanäle für Nachrichten, aber auch mehr Konkurrenz und Erwartungen von den Lesern und Zuschauern. Die Politik macht immer noch Sommerpause, viele Unternehmen und Organisationen ebenfalls. Viele Menschen sind im Urlaub oder haben andere Interessen als das Weltgeschehen.
Das bedeutet aber nicht, dass es keine wichtigen oder interessanten Themen gibt. Es gibt immer noch Krisen, Konflikte, Katastrophen oder Skandale, die berichtenswert sind. Allerdings sind diese oft weniger spektakulär oder komplex als zu anderen Zeiten. Außerdem können sie von den Medien schwerer verifiziert oder eingeordnet werden, da viele Experten oder Ansprechpartner nicht erreichbar sind.
Wie reagieren also die Medien auf das Sommerloch? Es gibt verschiedene Strategien, um die Nachrichtenflaute zu überbrücken. Eine davon ist, mehr Hintergrundberichte, Analysen oder Reportagen zu bieten, die tiefer in ein Thema einsteigen oder einen anderen Blickwinkel zeigen. Eine andere ist, mehr Unterhaltung, Service oder Lifestyle-Themen zu bringen, die den Lesern oder Zuschauern Tipps, Inspiration oder Abwechslung bieten. Eine dritte ist, mehr auf regionale oder lokale Themen zu setzen, die näher an den Menschen sind oder eine emotionale Bindung schaffen.
Eine vierte Strategie ist, mehr auf kuriose, skurrile oder lustige Themen zu setzen, die das Sommerloch symbolisieren. Es gibt viele Beispiele für phantastische oder unglaubliche Themen im Sommerloch, die oft mit Tieren oder Menschen zu tun haben. Hier sind – speziell für Besserwisser – einige davon:
- 1975: Das Ungeheuer von Loch Ness, das angeblich ein ausgebüxter Elefant aus einem Zirkus war.
- 1982: Die Geisterstimme „Chopper“, die aus dem Spucknapf einer Zahnarztpraxis in Regensburg kam und sich als Scherz herausstellte.
- 1994: Das Krokodil „Sammy“, das aus einem Baggersee in Dormagen entkam und nach einer langen Suche wieder eingefangen wurde.
- 1998: Das Beuteltier „Manni“, das aus einem Tierpark in Bad Pyrmont floh und in einem Feld in Nordrhein-Westfalen gestellt wurde.
- 2000: Der Maschendrahtzaun-Streit, der durch eine Gerichtssendung bekannt wurde und zu einem Lied von Stefan Raab inspirierte.
- 2006: Der Kaiman im Baggersee, der in Bayern für Aufregung sorgte und nie gefasst wurde.
- 2015: Die Kuh „Yvonne“, die aus einem Schlachthof in Bayern entkam und monatelang im Wald lebte, bis sie von einem Bauern adoptiert wurde.
Diese Themen sollen die Menschen zum Lachen oder Staunen bringen oder ihnen eine Pause von den ernsten Nachrichten bieten. Manche werden zu Kult-Geschichten, die immer wieder erzählt werden.
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