Am 1. Oktober 1924 wurde in dem kleinen Ort Plains im US-Bundesstaat Georgia James Earl „Jimmy“ Carter Jr. geboren. Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten starb am 5. November 2023 im Alter von 99 Jahren in seiner Heimat. Sein Leben umspannte fast ein Jahrhundert, und es war geprägt von bescheidenen Anfängen, einer ungewöhnlichen politischen Karriere und einem langen Wirken als moralische Stimme weit über seine Amtszeit hinaus.
Carter wuchs auf einer Erdnussfarm auf und lernte früh den Wert harter Arbeit. Nach dem Besuch der United States Naval Academy diente er als Offizier auf U-Booten, bevor er nach Georgia zurückkehrte und die landwirtschaftlichen Geschäfte der Familie übernahm. Zugleich begann er sich politisch zu engagieren, zunächst auf lokaler Ebene als Senator im Parlament von Georgia und später als Gouverneur seines Heimatstaates. Dort machte er sich für Verwaltungsreformen stark und sprach sich gegen die Rassentrennung aus; ein Schritt, der ihm in den Südstaaten nicht nur Zustimmung einbrachte.
Sein Aufstieg zum Präsidenten im Jahr 1976 war für viele Beobachter überraschend. Carter, der als politischer Außenseiter galt, gewann die Wahl gegen Gerald Ford mit dem Versprechen von Ehrlichkeit und einer neuen politischen Kultur. Doch die vier Jahre im Weißen Haus waren schwierig. Die Vereinigten Staaten litten unter hoher Inflation und Energiekrisen, außenpolitisch dominierten die Spannungen des Kalten Krieges. Ein bleibender Erfolg seiner Amtszeit war das Friedensabkommen von Camp David zwischen Israel und Ägypten, das Carter 1978 vermittelte. Andere Entscheidungen, wie zum Beispiel die Rückgabe des Panamakanals, zeigten seine Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten eine moralische Verantwortung gegenüber der Welt trügen.
Überschattet wurde seine Präsidentschaft von der Geiselnahme in Teheran 1979, die 444 Tage dauerte und sein politisches Ansehen stark beschädigte. Bei der Wahl 1980 unterlag er Ronald Reagan, und viele hielten Carter damals für einen gescheiterten Präsidenten. Doch die Jahre nach seiner Amtszeit sollten sein Bild entscheidend verändern.
1982 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Rosalynn das Carter Center in Atlanta. Dort setzte er sich für Menschenrechte, freie Wahlen und die Bekämpfung von Krankheiten ein. Mit großem persönlichen Engagement unterstützte er den Kampf gegen die Guinea-Wurm-Krankheit und arbeitete mit Hilfsorganisationen wie Habitat for Humanity an Projekten für Wohnraum und Armutsbekämpfung. Für dieses jahrzehntelange Wirken erhielt er 2002 den Friedensnobelpreis.
Carter schrieb Bücher, reiste als Wahlbeobachter in zahlreiche Länder und blieb bis ins hohe Alter politisch und gesellschaftlich präsent. Er gilt als der US-Präsident mit der längsten Nachwirkung außerhalb des Amtes, und sein bescheidener Lebensstil in seiner Heimatstadt Plains machte ihn für viele Menschen glaubwürdig.
So bleibt von Jimmy Carter das Bild eines Mannes, der im Weißen Haus nicht alle Erwartungen erfüllen konnte, dessen Bedeutung jedoch in den Jahrzehnten danach wuchs. Sein Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Menschlichkeit wurde zum eigentlichen Vermächtnis. Am 1. Oktober hätte er seinen Geburtstag gefeiert; ein Anlass, sich daran zu erinnern, dass politische Größe nicht allein in den Jahren der Macht liegt, sondern oft im langen Atem danach.
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