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7. Dezember 1724 – Thorner Blutgericht

Am 7. Dezember 1724 fand in Thorn (heute Toruń, Polen) eines der blutigsten Ereignisse der religiösen Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts statt: das sogenannte Thorner Blutgericht.

Am 7. Dezember 1724 fand in Thorn (heute Toruń, Polen) eines der blutigsten Ereignisse der religiösen Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts statt: das sogenannte Thorner Blutgericht. Dieses Ereignis ist nicht nur ein Mahnmal für die verhängnisvolle Macht religiöser Intoleranz, sondern auch ein Spiegelbild der politischen Spannungen jener Zeit.

Thorn war zu dieser Zeit eine multikonfessionelle Stadt in der polnisch-litauischen Adelsrepublik, in der Katholiken und Protestanten zusammenlebten. Die Stadt war einst eine Hochburg der Reformation und genoss eine gewisse Religionsfreiheit. Doch im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts verschoben sich die Machtverhältnisse zugunsten der katholischen Kirche, unterstützt durch die polnische Krone und den Adel. Diese Entwicklung führte zu einer zunehmenden Marginalisierung der protestantischen Minderheit.

Die Spannungen eskalierten im Jahr 1724, als ein Streit zwischen Schülern der katholischen Jesuitenschule und der protestantischen städtischen Akademie entbrannte. Anlass war eine Prozession, bei der die Schüler der Jesuitenschule den Protestantismus offen verspotteten. Es kam zu einer Schlägerei, die sich schnell auf die Bevölkerung ausweitete. Während der Unruhen drangen protestantische Bürger in ein Jesuitenkloster ein, beschädigten sakrale Gegenstände und entweihten das Kloster.

Die Reaktion der katholischen Obrigkeit war hart und unerbittlich. Der polnische König August II. der Starke, ein überzeugter Katholik, ordnete eine Untersuchung an, die zu einem einseitigen Urteil gegen die protestantische Gemeinschaft führte. Insgesamt wurden 14 führende Protestanten, darunter der Bürgermeister Johann Gottfried Rösner, angeklagt, die Unruhen angestiftet oder unterstützt zu haben.

Am 7. Dezember 1724 wurden Bürgermeister Rösner und neun weitere Protestanten öffentlich hingerichtet. Die übrigen Angeklagten wurden zu harten Strafen verurteilt, darunter lange Haftstrafen und die Beschlagnahmung von Vermögen. Diese Urteile erregten europaweit Entsetzen und wurden von protestantischen Ländern wie Preußen, Großbritannien und Schweden scharf kritisiert. Sie sahen darin einen klaren Bruch der 1673 garantierten Religionsfreiheit.

Das Thorner Blutgericht markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der religiösen Koexistenz in Polen. Es führte zu einer weiteren Schwächung des protestantischen Einflusses und trug zur zunehmenden Katholisierung der polnischen Gesellschaft bei. Gleichzeitig belastete das Ereignis die internationalen Beziehungen, da es die Spannungen zwischen katholischen und protestantischen Mächten verstärkte.

Heute wird das Thorner Blutgericht als ein warnendes Beispiel für die verheerenden Folgen religiöser Intoleranz betrachtet. In der Stadt Toruń erinnern Denkmäler und historische Stätten an diese dunkle Episode der europäischen Geschichte. Die Ereignisse von 1724 mahnen, wie wichtig Toleranz und gegenseitiger Respekt in einer multikulturellen und multikonfessionellen Gesellschaft sind.

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