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8. Dezember 1985 – Erstausstrahlung der „Lindenstraße“

Am 8. Dezember 1985 zeigte die ARD die erste Folge der Fernsehserie Lindenstraße und legte damit den Grundstein für ein Format, das den deutschen Fernsehalltag über Jahrzehnte prägen sollte.

Am 8. Dezember 1985 zeigte die ARD die erste Folge der Fernsehserie Lindenstraße und legte damit den Grundstein für ein Format, das den deutschen Fernsehalltag über Jahrzehnte prägen sollte. Entwickelt wurde die Serie von Hans W. Geißendörfer, der sich von britischen Soaps inspirieren ließ, den Blick jedoch fest auf die gesellschaftliche Realität in Deutschland richtete. Die Lindenstraße spielte in einer fiktiven Wohngegend in München und erzählte Geschichten von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Generationen und sozialer Stellung. Dieses Miteinander auf engem Raum bot reichlich Konfliktstoff und erzeugte eine Nähe zum Publikum, die bald zu einem Markenzeichen wurde.

Die Serie hatte den Anspruch, gesellschaftliche Veränderungen unmittelbar abzubilden. AIDS, Neonazismus, Arbeitslosigkeit, Migration, Inklusion, religiöse Fragen und politische Debatten fanden früh ihren Weg in die Handlung. Die Lindenstraße war eine der ersten deutschen Produktionen, die offen über gleichgeschlechtliche Liebe erzählte und einem schwulen Paar einen festen Platz im Hauptcast gab. Solche Themen wurden nicht nur angerissen, sondern über längere Handlungsbögen entwickelt. Damit entstand ein realistisches Bild davon, wie sich gesellschaftliche Herausforderungen im Alltag auswirken können.

Figuren wie Mutter Beimer, Else Kling oder Benno Zimmermann wurden über die Jahre zu festen Begleitern vieler Zuschauer. Die Schauspieler waren über lange Zeiträume präsent und entwickelten ihre Rollen weiter. Die langsame Erzählweise und die klare Ausrichtung auf Alltagsnähe führten dazu, dass sich das Publikum mit den Figuren identifizieren konnte. Die Lindenstraße arbeitete fortlaufend; jede Woche kam eine neue Episode. Die Produktion passte sich aktuellen Ereignissen an, wodurch die Straßenkulisse immer wieder zur Bühne für brisante Themen wurde.

In ihrer Laufzeit entstanden mehr als 1750 Folgen. Die Serie wurde zu einem festen Ritual am Sonntagabend. Viele Medienwissenschaftler betonen ihre Vorreiterrolle für spätere deutsche Serienproduktionen. Sie habe gezeigt, dass kontinuierlich erzählte, glaubwürdige Geschichten im eigenen Land funktionieren und ein breites Publikum erreichen. Zudem bot sie vielen Schauspielern den Einstieg in eine große Karriere. Die Faszination für die Nachbarschaft, die kleinen und großen Dramen des Lebens, blieb ein wiederkehrender Anker.

Nach 34 Jahren fiel im Jahr 2020 der letzte Vorhang. Die endgültige Folge wurde am 29. März ausgestrahlt. Der Abschied fand viel Beachtung, da mit ihm ein Stück Fernsehgeschichte endete. Dennoch lebt die Lindenstraße weiter. Wiederholungen, Erinnerungen in sozialen Medien und eine treue Fangemeinde halten die Figuren und ihre Geschichten präsent. Ihr Einfluss reicht über den nostalgischen Blick zurück hinaus. Die Serie hat Maßstäbe gesetzt für Mut, Vielfalt und gesellschaftliche Auseinandersetzung im Unterhaltungsfernsehen. Sie bleibt ein Beispiel dafür, wie das Fernsehen den Alltag einer Gesellschaft spiegeln und zugleich prägen kann.

Bild: WDR | All Rights Reserved
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