Am 17. Dezember ist in den USA der Tag der Gebrüder Wright, der an den ersten gesteuerten Motorflug der Geschichte erinnert. An diesem Tag im Jahr 1903 hob Orville Wright mit seinem selbstgebauten Flugzeug “Flyer I” am Strand von Kitty Hawk in North Carolina ab und legte 37 Meter in 12 Sekunden zurück. Später am selben Tag flog er zusammen mit seinem Bruder Wilbur noch drei weitere Male, wobei sie eine maximale Distanz von 260 Metern erreichten. Damit hatten die beiden Fahrradmechaniker aus Dayton, Ohio, einen Menschheitstraum wahr gemacht: Sie konnten sich fast wie ein Vogel in die Lüfte erheben.
Die Brüder Wright waren schon seit ihrer Kindheit von der Idee des Fliegens fasziniert. Sie ließen Drachen steigen, bauten Spielzeuge nach dem Prinzip des Schraubenfliegers und lasen alles, was sie über die Luftfahrt finden konnten. Besonders beeindruckt waren sie von den Gleitflügen des deutschen Pioniers Otto Lilienthal, der 1896 bei einem Absturz ums Leben kam. Die Wrights wollten seine Arbeit fortsetzen, aber auch die Probleme lösen, die er nicht überwinden konnte: die Steuerung und den Antrieb des Fluggeräts.
Die Wrights begannen 1899 mit dem Bau von Flugdrachen, die sie mit verschiedenen Steuerungssystemen ausstatteten. Sie entwickelten ein Höhenruder, ein Seitenruder und ein Querruder, mit denen sie das Flugzeug um seine drei Achsen bewegen konnten. Diese Steuerung ist die eigentliche Meisterleistung der Wrights, die ihnen einen Vorsprung vor anderen Flugpionieren verschaffte. Um ihre Fluggeräte zu testen, zogen sie nach Kitty Hawk, wo sie von den starken Küstenwinden profitieren konnten. Sie bauten sogar einen eigenen Windkanal, um die aerodynamischen Eigenschaften ihrer Tragflächen zu messen.
Nachdem sie 1902 erfolgreich mehrere Gleitflüge absolviert hatten, machten sie sich an die Konstruktion eines Motors und eines Propellers für ihr Flugzeug. Sie konnten keinen geeigneten Motor auf dem Markt finden, also bauten sie selbst einen aus Aluminium, der 12 PS leistete. Sie entwarfen auch ihre eigenen Propeller, die sie als rotierende Flügel verstanden. Sie verbanden den Motor mit den Propellern durch eine Kette, die sie aus ihrer Fahrradwerkstatt entlehnten. Das Ergebnis war der Flyer I, ein zierlicher Doppeldecker mit einem Gewicht von 340 Kilogramm.
Am 17. Dezember 1903 war der große Tag gekommen. Die Wrights hatten eine Münze geworfen, um zu entscheiden, wer zuerst fliegen sollte. Orville gewann und legte sich auf den Bauch in den unteren Flügel des Flugzeugs. Wilbur lief neben ihm her, um das Flugzeug zu stabilisieren. Um 10:35 Uhr startete der Flyer I von einer hölzernen Schiene aus und schwebte für 12 Sekunden in der Luft, bevor er sanft auf dem Sand landete. Ein Foto, das von einem Helfer aufgenommen wurde, dokumentierte diesen historischen Moment. Die Wrights wechselten sich ab und flogen noch drei weitere Male, wobei sie jedes Mal weiter und länger flogen. Der letzte Flug dauerte 59 Sekunden und erreichte eine Höhe von 10 Metern. Danach wurde das Flugzeug von einer Windböe erfasst und beschädigt. Die Wrights waren aber überglücklich und schickten sofort ein Telegramm an ihren Vater, in dem sie ihm von ihrem Erfolg berichteten.
Die Wrights hatten den ersten Motorflug der Geschichte geschafft, aber sie blieben bescheiden und zurückhaltend. Sie meldeten ein Patent für ihr Flugzeug an, aber sie machten keine öffentliche Vorführung oder Veröffentlichung. Sie wollten ihre Erfindung weiterentwickeln und vermarkten, ohne sie der Konkurrenz preiszugeben. Sie kehrten nach Dayton zurück und bauten dort eine neue Werkstatt, in der sie weitere Flugzeuge konstruierten. Erst 1908, nachdem sie Verträge mit der US-Armee und mit französischen Investoren abgeschlossen hatten, zeigten sie der Welt, was sie konnten. Sie flogen vor Tausenden von Zuschauern, brachen Rekorde und begeisterten die Presse. Sie wurden zu internationalen Berühmtheiten und zu den Vätern der modernen Luftfahrt.
Der Tag der Gebrüder Wright wurde 1959 von dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower eingeführt und ist eine Gelegenheit, an diese beiden genialen Brüder zu erinnern, die mit ihrer Leidenschaft, ihrem Einfallsreichtum und ihrem Mut einen Meilenstein in der Geschichte der Menschheit gesetzt haben.

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