Am 10. November jährt sich der Todestag von Helmut Schmidt. Der ehemalige Bundeskanzler und SPD-Politiker starb 2015 im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn an einer Infektion, nachdem er wegen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit behandelt worden war. Er hinterließ ein politisches Erbe, das von vielen als wegweisend für die Bundesrepublik Deutschland und Europa angesehen wird.

Schmidt wurde 1918 in Hamburg geboren und erlebte als junger Mann den Zweiten Weltkrieg, in dem er als Soldat der Luftwaffe diente. Nach dem Krieg studierte er Volkswirtschaft und Staatswissenschaft in Hamburg und trat 1946 der SPD bei. Er begann seine politische Karriere als Abgeordneter im Bundestag und als Senator in Hamburg, wo er sich während der Sturmflut 1962 als Krisenmanager profilierte. Er wurde 1969 Bundesminister der Verteidigung, 1972 Bundesminister der Finanzen und 1974 nach dem Rücktritt von Willy Brandt Bundeskanzler.

Als Kanzler führte Schmidt die sozialliberale Koalition fort und musste sich mit zahlreichen Herausforderungen auseinandersetzen, wie der Ölkrise, der Wirtschaftsrezession, dem Terrorismus der RAF, dem NATO-Doppelbeschluss und der Ost-West-Konfrontation. Er galt als pragmatischer, lösungsorientierter und kompetenter Politiker, der sich für die Stabilität der Demokratie und des Rechtsstaats einsetzte. Er war auch ein überzeugter Europäer und ein Verfechter der internationalen Zusammenarbeit.

Nach seiner Abwahl 1982 blieb Schmidt als Elder Statesman aktiv und engagierte sich in verschiedenen Organisationen, wie der Kommission für Globale Fragen, der InterAction Council, der Bilderberg-Gruppe und der Deutschen Nationalstiftung. Er war zudem von 1983 bis zu seinem Tod Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit, in der er regelmäßig Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlichte. Er schrieb auch mehrere Bücher und hielt zahlreiche Vorträge. Er genoss parteiübergreifend Popularität und hohes Ansehen.

Schmidt war verheiratet mit seiner ehemaligen Klassenkameradin Hannelore (Loki) Glaser, die 2010 starb. Sie hatten zwei Kinder, einen Sohn, der im Säuglingsalter starb, und eine Tochter. Schmidt war auch ein passionierter Kunst-, Musik- und Philosophieliebhaber und ein begeisterter Raucher. Er war bekannt für seine klare Sprache, seinen Scharfsinn und seinen Humor.

Für Besserwisser hier einige interessante Zitate von Helmut Schmidt:

• “Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.” Dieses Zitat stammt aus einem Interview im Magazin Der Spiegel, in dem er sich zu Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf 1980 äußerte. Später ordnete Helmut Schmidt sein legendäres Visionen-Zitat im Gespräch mit der „Zeit“ wie folgt ein: „Das war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage.“
• “Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen.” Dieses Zitat äußerte er in einem Artikel in der Zeit, in dem er seine Skepsis gegenüber dem Konzept einer multikulturellen Gesellschaft in Deutschland zum Ausdruck brachte.
• “Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden.” Dieses Zitat ist eine seiner berühmten Spitzen gegen die Politik, die er oft kritisch kommentierte.
• “Willen braucht man. Und Zigaretten.” Dieses Zitat ist eine seiner bekanntesten Lebensweisheiten, die er auf die Frage, wie man einen staatstragenden Job erledigen könne, antwortete.
• „Wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man, dass die politischen Journalisten eigentlich mehr zur politischen Klasse gehören und weniger zum Journalismus.“ Das Zitat stammt aus einem „Zeit“-Interview über die fehlende Objektivität politischer Journalisten.
• „Wenn wir uns überall einmischen wollen, wo himmelschreiendes Unrecht geschieht, dann riskieren wir den Dritten Weltkrieg.“ Zitat aus einem Interview mit dem „Focus“
• „Wer die Grünen wählt, der wird sich später mal bitterste Vorwürfe machen.“ Das Zitat stammt aus einer Rede vom 1. 3. 1980 in Bochum.

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