Am 6. Dezember 1912 wurde eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts gemacht: Die Büste der ägyptischen Königin Nofretete erblickte nach Jahrtausenden das Licht der Welt. Diese Ikone altägyptischer Kunst wurde von deutschen Archäologen unter der Leitung von Ludwig Borchardt im ägyptischen Tell el-Amarna entdeckt.

Die Expedition, finanziert von der Deutschen Orient-Gesellschaft, hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Überreste der antiken Stadt Achetaton, der Hauptstadt des Pharaos Echnaton, zu erforschen. Borchardt und sein Team arbeiteten in einem ehemaligen Bildhaueratelier, das dem Künstler Thutmosis zugeschrieben wird. Dort, zwischen den Trümmern der Werkstatt, fanden sie die Büste; fast vollständig erhalten und von außergewöhnlicher Schönheit.

Die Büste misst etwa 50 Zentimeter und besteht aus Kalkstein, bemalt mit leuchtenden Farben. Besonders beeindruckend ist das kunstvoll gearbeitete Gesicht mit den feinen Zügen, dem langen Hals und der berühmten blauen Krone. Borchardt notierte in seinem Tagebuch: „Beschreiben nützt nichts, ansehen!“

Nofretete war die Hauptgemahlin von Pharao Echnaton, der als Revolutionär des Alten Ägyptens gilt. Gemeinsam führten sie eine religiöse Reform ein, die den Sonnengott Aton ins Zentrum stellte. Die Büste zeigt die Königin nicht nur als Schönheitsideal, sondern auch als mächtige Frau ihrer Zeit.

Ihre Entdeckung gilt als Glücksfall, da sie in den Wirren der Jahrtausende nicht zerstört oder geplündert wurde. Sie ermöglicht uns heute einen Einblick in die hohe Kunstfertigkeit der ägyptischen Bildhauerei.

Nach ihrer Bergung wurde die Büste nach Deutschland gebracht. Sie gehört seit 1923 zur Sammlung des Ägyptischen Museums in Berlin und ist seit 2009 im Neuen Museum ausgestellt. Millionen von Besuchern aus aller Welt bewundern die „Schönheit von Amarna“ jährlich. Doch die ägyptische Regierung fordert seit Jahrzehnten ihre Rückgabe.

Die Büste der Nofretete ist weit mehr als ein Kunstwerk. Sie symbolisiert die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Kulturen und Kontinenten. An diesem Jahrestag erinnert sie uns nicht nur an die Genialität der altägyptischen Kunst, sondern auch an die Verantwortung, historische Schätze mit Respekt zu bewahren.

Der 6. Dezember 1912 bleibt ein Meilenstein der Archäologie; ein Tag, an dem die Geschichte zum Leben erweckt wurde.

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