Die erste Heiratsanzeige, die wir heute kennen, erschien am 19. Juli 1695 in England in der von John Houghton herausgegebenen Zeitung A collection for improvement of husbandry and trade („Sammlung für den Fortschritt in Landwirtschaft und Handel“). Die Heiratsannonce lautete: „Ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz sucht eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3000 Pfund“. Der Inserent blieb anonym, gab aber eine Adresse an, an die sich Interessentinnen wenden konnten.
Die Anzeige war damals etwas ganz Neues und Ungewöhnliches. Die meisten Menschen heirateten innerhalb ihrer sozialen Schicht und ihres geografischen Umfelds. Die Ehe war oft eine Angelegenheit der Familie oder der Gemeinschaft, die auf wirtschaftlichen oder religiösen Erwägungen basierte. Die persönlichen Vorlieben oder Gefühle der Beteiligten spielten eine untergeordnete Rolle.
Die Anzeige stieß daher auf Skepsis und Kritik bei den Lesern der Zeitung. Sie hielten sie für unseriös oder gar betrügerisch. Der Herausgeber der Zeitung musste sich in der folgenden Ausgabe rechtfertigen und versichern, dass der Inserent ernsthafte Absichten hatte und kein Schwindler war.
Die erste Heiratsanzeige in Deutschland erschien erst 37 Jahre später, am 9. Juli 1732, in den „Frankfurter Wöchentliche Frag- und Anzeigungsnachrichten“. Sie war aber keine Suchanzeige, sondern eine Nachricht über eine bereits vollzogene Trauung: „Wir haben geheiratet. W. Schlüter, Fabrikant zu Schaumburg, Charlotte Schlüter, geborene Fachmann“. Solche Anzeigen dienten vor allem dazu, die Öffentlichkeit über den neuen Familienstand zu informieren.
Die erste Suchanzeige einer Frau erschien 1727 im „Manchester Weekly Journal“ in England. Helen Morison suchte einen „ehrbaren Gentleman“, der sie heiraten wollte. Sie gab an, dass sie „nicht hässlich“ sei und ein „angenehmes Temperament“ habe. Ihre Anzeige löste einen Skandal aus. Morison wurde als unanständig und unverschämt angesehen und landete für vier Wochen in einer Anstalt für Geisteskranke.
Heirats- und Kontaktanzeigen wurden im Laufe der Zeit immer beliebter und vielfältiger. Sie spiegelten die gesellschaftlichen Veränderungen wider, die die Rolle der Ehe, die Stellung der Frau und das Verständnis von Liebe beeinflussten. Sie nutzten auch die technischen Möglichkeiten, die sich durch neue Medien wie Telefon, Radio, Fernsehen oder Internet ergaben.
Heute gibt es unzählige Plattformen und Apps, die Menschen bei der Partnersuche helfen und bieten verschiedene Kriterien, Filter und Algorithmen an, um die passenden Kandidaten zu finden.

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