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28. Juli 2023 – Todestag von Martin Walser

Der deutsche Schriftsteller Martin Walser ist tot. Er starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Überlingen am Bodensee. Das bestätigte sein Verlagshaus Rowohlt. Walser gilt als einer der bedeutendsten und umstrittensten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur, der mit seinen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken die Gesellschaft seiner Zeit kritisch und humorvoll beleuchtete.

Der deutsche Schriftsteller Martin Walser ist tot. Er starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Überlingen am Bodensee. Das bestätigte sein Verlagshaus Rowohlt. Walser gilt als einer der bedeutendsten und umstrittensten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur, der mit seinen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken die Gesellschaft seiner Zeit kritisch und humorvoll beleuchtete.

Seine literarische Karriere begann Martin Walser als Reporter, Regisseur und Hörspielautor beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart. Er wurde 1953 Mitglied der Gruppe 47, einer einflussreichen Vereinigung von Schriftstellern und Kritikern, die sich für eine demokratische und moderne Literatur einsetzten. Er erhielt 1955 den Preis der Gruppe 47 für die Erzählung Templones Ende. Seit 1957 lebte er als freier Schriftsteller in Friedrichshafen am Bodensee.

Walser schrieb zahlreiche Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Gedichte, die sich oft mit den Themen Identität, Moral, Schuld und Liebe beschäftigten. Seine Figuren waren meist Antihelden, die mit inneren Konflikten und gesellschaftlichen Zwängen zu kämpfen hatten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Anselm-Kristlein-Trilogie (Halbzeit, Das Einhorn, Der Sturz), die Novelle Ein fliehendes Pferd, die Romane Brandung, Seelenarbeit, Tod eines Kritikers und Der Lebenslauf der Liebe sowie die autobiografischen Bücher Ein springender Brunnen und Das geschundene Tier.

Walser wurde für sein literarisches Schaffen mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der Hermann-Hesse-Preis, der Gerhart-Hauptmann-Preis, der Georg-Büchner-Preis und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er wurde auch mit dem Orden Pour le mérite und dem Officier de l’ordre des Arts et des Lettres geehrt.

Martin Walser war jedoch nicht nur ein gefeierter Autor, sondern auch ein streitbarer Intellektueller, der sich immer wieder in politische und kulturelle Debatten einmischte. Er war ein engagierter Anhänger der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und setzte sich für die deutsche Einheit ein. Er kritisierte aber auch die westdeutsche Wohlstandsgesellschaft, den Kapitalismus, den Terrorismus und den Krieg.

Die größte Kontroverse löste der Schriftsteller 1998 aus, als er in seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche das Verhältnis zwischen Deutschland und dem Holocaust thematisierte. Er beklagte sich über die Instrumentalisierung der Auschwitz-Erinnerung als „Moralkeule“ und forderte eine „andere Art des Gedenkens“. Diese Rede wurde von Ignatz Bubis, dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, als „geistige Brandstiftung“ bezeichnet. Bubis warf Walser vor, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen zu wollen und die deutsche Schuld zu relativieren. Es entbrannte eine heftige Debatte über die Rolle der Erinnerungskultur in Deutschland und das deutsch-jüdische Verhältnis. Walser verteidigte sich gegen diese Vorwürfe und betonte seine Abneigung gegen den Nationalsozialismus und seinen Respekt vor den Opfern. Die Auseinandersetzung endete mit einem Versöhnungsgespräch zwischen Walser und Bubis, das von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung organisiert wurde.

Bis zu seinem Tod blieb Martin Walser ein produktiver und provokanter Schriftsteller, der immer wieder neue Themen und Formen ausprobierte. Er war ein Meister der Sprache, der mit Ironie, Humor und Eleganz schrieb, aber auch ein kritischer Beobachter seiner Zeit, der sich nicht scheute, seine Meinung zu äußern.

Bild: Gemeinfrei | Gemeinfrei

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