Der 1. August ist der Tag des Mittelfingers (World Middle Finger Day), ein Tag, an dem Menschen auf der ganzen Welt ihren Mittelfinger zeigen, um gegen alles zu protestieren, was sie nicht mögen.
Der Mittelfinger, auch Stinkefinger oder digitus tertius genannt, ist eine der bekanntesten und universellsten Handgesten. Sie wird meist als Ausdruck von Verachtung, Wut oder Ablehnung verwendet und gilt als grobe Beleidigung. Doch die Geschichte des Mittelfingers reicht weit zurück und hat auch rechtliche und kulturelle Aspekte.
Die erste schriftliche Erwähnung des Mittelfingers stammt aus dem antiken Griechenland. Der Komödiendichter Aristophanes beschrieb in seinem Werk „Die Wolken“ aus dem Jahr 423 v. Chr. einen Charakter namens Strepsiades, der seinen Mittelfinger als Phallussymbol benutzte, um seinen Gegner zu verspotten. Auch die Römer kannten diese Geste und nannten sie „digitus impudicus“, der unanständige Finger.
Im Mittelalter wurde der Mittelfinger in Europa als Symbol für den Teufel oder die Hexerei angesehen. Wer ihn zeigte, riskierte, als Ketzer verfolgt oder gefoltert zu werden. In einigen Regionen glaubte man sogar, dass der Meineidige nach seinem Tod seine Schwörfinger, also Zeige- und Mittelfinger, aus dem Grab herauswachsen lassen würde.
Heutzutage ist der Mittelfinger vor allem eine Geste des Protests und des Widerstands. Er wird oft verwendet, um Unmut oder Unzufriedenheit mit einer Person, einer Situation oder einer Institution auszudrücken. Er kann aber auch als Zeichen von Selbstbewusstsein, Humor oder Solidarität verstanden werden.
Der Tag des Mittelfingers wurde im Jahr 2012 von dem in Düsseldorf lebenden Briten Charles Greene ins Leben gerufen, um mit diesem Tag die Geste salonfähig zu machen. Für Greene ist das Zeigen des Mittelfingers ein Symbol, das überall auf der Welt verstanden wird. Die Geste sollte deshalb salonfähig sein, aber nicht als aggressiver Ausdruck, sondern als Ausdruck, dass man etwas nicht mag und deshalb mit dem ausgestreckten Mittelfinger dagegen protestiert.
Der Mittelfinger ist aber nicht nur eine Geste, sondern auch ein Rechtsobjekt. Er kann nämlich juristische Konsequenzen nach sich ziehen, je nachdem, in welchem Kontext er verwendet wird. So kann er beispielsweise als Beleidigung gemäß § 185 StGB strafbar sein, wenn er gegen eine bestimmte Person gerichtet ist und deren Ehre verletzt.
Die Rechtsprechung zu diesem Thema ist jedoch nicht einheitlich. Es kommt immer auf den Einzelfall an, ob der Mittelfinger tatsächlich eine Beleidigung darstellt oder nicht. Dabei spielen Faktoren wie die Intensität, die Dauer, die Öffentlichkeit oder die Provokation eine Rolle.
So hat beispielsweise das Amtsgericht München im Jahr 2014 entschieden, dass ein Autofahrer, der einem anderen Autofahrer den Stinkefinger zeigte, weil dieser ihn geschnitten hatte, nicht wegen Beleidigung verurteilt werden konnte. Das Gericht begründete dies damit, dass es sich um eine spontane Reaktion auf eine Verkehrssituation gehandelt habe, die nicht ernst zu nehmen sei.
Anders urteilte hingegen das Amtsgericht Tiergarten im Jahr 2017, als es einen Mann zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilte, weil er einem Polizisten den Mittelfinger gezeigt hatte. Das Gericht sah darin eine bewusste Herabwürdigung des Beamten, die nicht durch eine Notwehrsituation gerechtfertigt sei.
Am Tag des Mittelfingers soll der Mittelfinger jedoch vor allem als ein Symbol der Freiheit und der Solidarität gefeiert werden. Er soll zeigen, dass die Menschen sich nicht alles gefallen lassen und dass sie für ihre Rechte und ihre Überzeugungen einstehen.

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