Heute vor 60 Jahren, am 28. August 1963, präsentierte die niederländische Firma Philips auf der Internationalen Funkausstellung in Westberlin eine Erfindung, die die Geschichte der Musik und der Audiotechnik maßgeblich beeinflusste: die Kompaktkassette. Es war der Beginn einer neuen Ära der Mobilität und Individualität, die Generationen von Musikliebhabern prägte.
Die Kompaktkassette war ein kleines, viereckiges Gehäuse, das ein Magnetband enthielt, das sowohl Ton aufzeichnen als auch wiedergeben konnte. Das Band lief automatisch von einer Spule zur anderen, ohne dass man es einfädeln oder umspulen musste. Der erste Kassettenrekorder, der Philips EL 3300, war ein tragbares Gerät, das mit Batterien betrieben wurde und über ein eingebautes Mikrofon verfügte. Damit konnte man seine eigene Stimme oder andere Geräusche aufnehmen und jederzeit abspielen. Man konnte auch Musik aus dem Radio oder von Schallplatten mitschneiden und so seine eigene Musikkollektion erstellen. Die Kassetten waren klein, leicht und preiswert – eine kostete etwa 10 Mark.
Die Kompaktkassette war eine Alternative zu den bisherigen Tonbandgeräten, die mit großen und teuren Bandspulen arbeiteten und eher für professionelle Zwecke geeignet waren. Die Klangqualität der Kassette war zwar nicht so gut wie die des Tonbands, aber dafür war sie viel praktischer und einfacher zu handhaben. Philips hoffte, dass die Kassette vor allem bei Jugendlichen und Musikfans Anklang finden würde, die ihre Lieblingssongs überall hin mitnehmen wollten.
Philips hatte die Kompaktkassette als offenes System entwickelt und bot anderen Herstellern an, es zu übernehmen und zu verbessern. Das Ziel war es, einen weltweiten Standard für die Tonbandkassette zu schaffen, der die Kompatibilität zwischen verschiedenen Geräten und Marken gewährleistete. Dies gelang auch: Die Kompaktkassette wurde zum meistverkauften Audioformat der Welt und dominierte den Markt bis in die 1990er Jahre. Sie ermöglichte die Entstehung neuer Musikgenres wie Punk, Hip-Hop oder Techno, die sich auf die DIY-Kultur der Kassette stützten. Sie förderte auch die Verbreitung von Hörbüchern, Sprachkursen oder politischen Botschaften.
Die Kompaktkassette war jedoch nicht nur ein technisches Produkt, sondern auch ein kulturelles Symbol. Sie war Ausdruck einer persönlichen Identität und eines Lebensgefühls. Sie war ein Medium zum Teilen und Tauschen von Musik, Gedanken und Gefühlen. Sie war ein Objekt zum Gestalten und Sammeln von Kunstwerken. Sie war eine Quelle von Nostalgie und Erinnerung für viele Menschen.
Für Besserwisser hier einige interessante Statistiken zur Kompaktkassette:
- Die Kompaktkassette wurde zum meistverkauften Audioformat der Welt und dominierte den Markt bis in die 1990er Jahre. Sie ermöglichte die Entstehung neuer Musikgenres wie Punk, Hip-Hop oder Techno, die sich auf die DIY-Kultur der Kassette stützten.
- Die weltweite Produktion von Kompaktkassetten erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1989 mit etwa 4,4 Milliarden Stück. Danach ging sie aufgrund der Konkurrenz durch CDs und MP3s stark zurück. Im Jahr 2009 wurden nur noch etwa 8 Millionen Kassetten hergestellt.
- Die längste verfügbare Kompaktkassette war die C-180, die eine Spielzeit von 180 Minuten (90 Minuten pro Seite) bot. Allerdings war das Band sehr dünn und anfällig für Risse und Bandsalat. Die meisten Kassetten hatten eine Spielzeit von 60 oder 90 Minuten.
- Die Kompaktkassette erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance unter Liebhabern und Sammlern, die ihren analogen Charme schätzen. Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen stieg der Verkauf von vorbespielten Kassetten in den USA von etwa 50.000 im Jahr 2014 auf etwa 219.000 im Jahr 2018.
Heute ist die Kompaktkassette zwar weitgehend von digitalen Formaten wie CDs oder MP3s verdrängt worden, aber sie erlebt auch eine Renaissance unter Liebhabern und Sammlern, die ihren analogen Charme schätzen. Die Kompaktkassette ist mehr als nur ein Stück Plastik – sie ist ein Stück Geschichte.

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- Friedensreich-Hundertwasser-Tussauds-Wien-wn-crop: Werner Niedermeier | Werner Niedermeier
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