Heute, am 16.Oktober 2023, wäre der deutsche Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker Günter Grass 96 Jahre alt geworden. Grass, der 1999 den Nobelpreis für Literatur erhielt, gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit. Sein Werk umfasst Romane, Novellen, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Essays und Memoiren, die sich oft mit der deutschen Geschichte, der Identitätssuche und der politischen Kritik auseinandersetzen.
Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, einer Stadt, die er in seinen berühmten Romanen “Die Blechtrommel” (1959) und “Katz und Maus” (1961) literarisch verewigte. Er wuchs in einer bürgerlichen Familie auf, die von den politischen und sozialen Umbrüchen der Zeit geprägt war. Als Jugendlicher meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und wurde kurz vor Kriegsende Mitglied der Waffen-SS, eine Tatsache, die er erst 2006 in seiner Autobiografie “Beim Häuten der Zwiebel” öffentlich machte und die zu heftigen Kontroversen führte.
Nach dem Krieg studierte Grass Bildhauerei und Grafik in Düsseldorf und Berlin und begann parallel dazu zu schreiben. Er schloss sich der Gruppe 47 an, einem literarischen Zirkel, der sich für eine Erneuerung der deutschen Literatur nach dem Nationalsozialismus einsetzte. Mit seinem Debütroman “Die Blechtrommel” gelang ihm ein internationaler Erfolg, der als Meilenstein der deutschen Nachkriegsliteratur gilt. Der Roman erzählt die Geschichte des kleinwüchsigen Oskar Matzerath, der mit seiner Blechtrommel die Grausamkeiten des Krieges und der Nazi-Zeit kommentiert.
Grass setzte seine literarische Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit in weiteren Werken fort, wie zum Beispiel “Hundejahre” (1963), “Der Butt” (1977), “Die Rättin” (1986) oder “Im Krebsgang” (2002). Er experimentierte dabei mit verschiedenen Erzählformen, Stilen und Genres und schuf ein vielfältiges und originelles Werk, das von Humor, Ironie und Fantasie geprägt ist. Neben seinen erzählenden Werken verfasste Grass auch zahlreiche Gedichte, Theaterstücke und Essays, in denen er seine Meinung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen äußerte.
Grass war nicht nur ein Schriftsteller, sondern auch ein engagierter Bürger, der sich für die Demokratie, die Menschenrechte und den Frieden einsetzte. Er unterstützte die SPD in mehreren Wahlkämpfen und war ein Freund von Willy Brandt. Er kritisierte aber auch die Politik von Helmut Kohl, Gerhard Schröder oder Angela Merkel. Er war ein Verfechter der europäischen Integration und ein Fürsprecher für eine Aussöhnung mit Polen. Er äußerte sich auch zu internationalen Konflikten wie dem Nahostkonflikt oder dem Irakkrieg. Sein Gedicht “Was gesagt werden muss” (2012), in dem er Israel für seine Atompolitik anprangerte, löste einen heftigen Streit aus.
Grass starb am 13. April 2015 in Lübeck im Alter von 87 Jahren. Er hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das in viele Sprachen übersetzt wurde und das bis heute gelesen und diskutiert wird. Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter der Georg-Büchner-Preis (1965), der Thomas-Mann-Preis (1994), der Prinz-von-Asturien-Preis (1999) und natürlich der Nobelpreis für Literatur (1999). Er war ein Autor, der sich nicht scheute, Stellung zu beziehen und Kontroversen auszulösen. Er war ein Autor, der die deutsche Literatur bereicherte und prägte. Er war ein Autor, der ein Leben für die Literatur führte.

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