Heute jährt sich ein bedeutendes Ereignis in der Welt der Braukunst: Am 11. November 1842 wurde in der tschechischen Stadt Pilsen in drei Gasthäusern zum ersten Mal ein Bier nach der Pilsner Brauart ausgeschenkt. Dieses Bier war der erste Sud einer neuartigen, hellen Biersorte, die von dem bayerischen Braumeister Josef Groll kreiert wurde und als Pilsner Bier weltweite Berühmtheit erlangte. Diese Erfindung veränderte die Bierwelt nachhaltig und setzte neue Maßstäbe in Geschmack und Klarheit.

Die Geschichte des Pilsners beginnt mit der Unzufriedenheit der Pilsener Bürger. In den 1830er Jahren waren die Menschen mit der Qualität der in der Stadt produzierten Biere unzufrieden. Viele Biere waren instabil und von wechselnder Qualität. In einer Zeit, in der das Bier bereits einen hohen Stellenwert hatte, wurde beschlossen, ein neues Brauhaus zu gründen und einen Brauer einzustellen, der frischen Wind in die lokale Braukunst bringen sollte.

Die Wahl fiel auf Josef Groll, einen Brauer aus Vilshofen in Bayern. Groll galt als äußerst talentiert und war für sein Wissen über das bayerische Brauverfahren bekannt, das auf der Verwendung von untergäriger Hefe basierte. Diese Technologie ermöglichte die Herstellung von stabileren Bieren, die länger haltbar waren. Groll wurde 1842 engagiert und schuf in der Stadtbrauerei von Pilsen das, was später die Biergeschichte prägen sollte.

Der erste Sud von Josef Groll unterschied sich grundlegend von den bisherigen Bieren in Böhmen. Anstatt ein dunkles, trübes Bier zu brauen, das zu dieser Zeit die Regel war, entwickelte Groll ein helles, goldfarbenes Bier, das durch seine Klarheit, seinen feinen Schaum und den einzigartigen Geschmack begeisterte. Dieser Erfolg war das Ergebnis mehrerer Faktoren: Die Verwendung von weichem Wasser aus Pilsen, das die Bitterkeit des Hopfens milderte, der Saazer Hopfen, der für seinen milden Geschmack und aromatischen Duft bekannt ist, sowie die bayerische untergärige Hefe, die Groll mitgebracht hatte.

Die Pilsener waren von diesem neuen Bier begeistert. Seine Leichtigkeit, der frische, herbe Geschmack und die klare Optik machten das Pils schnell zum Favoriten und prägten den Erfolg dieses ersten Suds. Es war ein Bier, das sich von allen anderen seiner Zeit abhob und den Geschmack der Bierliebhaber sofort traf. Das Getränk wurde als „Pilsner“ bekannt, und diese Bezeichnung steht seither für eine neue Brauart, die bald weit über die Grenzen Böhmens hinaus Beachtung fand.

Die Nachricht von dem neuen Pilsener Bier verbreitete sich schnell und zog bald Besucher aus der gesamten Region und darüber hinaus an. Die Brauer anderer Städte und Länder nahmen die Rezeptur und Brauweise auf und versuchten, den Erfolg des Pilsners zu wiederholen. Es dauerte nicht lange, bis Pilsner Bier in vielen europäischen Ländern und schließlich weltweit gebraut und konsumiert wurde.

In Deutschland entwickelte sich das Pils im Laufe der Jahre zur beliebtesten Biersorte, die heute in jeder Gaststätte und in jedem Haushalt zu finden ist. Mit der Industrialisierung und der Einführung moderner Brautechniken wurde die Herstellung des Pilsners noch weiter perfektioniert, und das Getränk wurde zum internationalen Exportschlager.

Das von Josef Groll erschaffene Pils steht nicht nur für höchste Braukunst, sondern auch für die Entstehung einer internationalen Bierkultur. Sein heller, frischer Geschmack, die ausgewogene Bitterkeit und das klare, goldene Aussehen setzen bis heute Maßstäbe. Für viele ist das Pils „das Bier“ schlechthin – ein Synonym für Qualität und Genuss.

Heute ist das Pilsner Bier ein globales Kulturgut, das in zahlreichen Variationen auf der ganzen Welt gebraut wird. Vom kleinen Dorf bis zur Metropole findet man überall Bierliebhaber, die das Pils schätzen und feiern. Der 11. November bleibt ein denkwürdiges Datum – der Tag, an dem in Pilsen der erste Sud nach Pilsner Brauart gezapft wurde und damit den Beginn einer neuen Ära der Braukunst einleitete.