Die Raunächte sind eine besondere Zeit im Jahreskreis, die zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag liegen. Sie werden auch als die zwölf heiligen Nächte, die Glöckelnächte, die Innernächte oder die Unternächte bezeichnet. Je nach Region und Tradition variiert die Anzahl der Raunächte zwischen drei und zwölf Nächten.
Die Raunächte haben ihren Ursprung vermutlich in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr, das nur 354 Tage umfasst, im Gegensatz zu einem Sonnenjahr, das 365 oder 366 Tage hat. Die Differenz von elf oder zwölf Tagen wurde als eine Zeit der Stille, des Rückzugs und der Einkehr angesehen, in der die Natur stillsteht und die Grenzen zwischen den Welten durchlässiger werden. Die Raunächte galten als eine Zeit, in der man einen Blick in die Vergangenheit und die Zukunft werfen konnte, indem man auf seine Träume achtete, Orakel befragte oder Rituale vollzog. Die Raunächte waren auch eine Zeit, in der man sich vor bösen Geistern, Dämonen und der Wilden Jagd schützen musste, indem man Räucherwerk verbrannte, Glöckchen läutete oder sich mit Fell bekleidete. Der Begriff Raunacht kann sowohl vom mittelhochdeutschen Wort rûch (haarig, pelzig) als auch vom Räuchern abgeleitet werden.
Die Raunächte sind eine Zeit der inneren Einkehr, der Reflexion und der Transformation. Sie laden uns ein, das alte Jahr bewusst abzuschließen, uns von allem zu verabschieden, was uns nicht mehr dient, und uns für das neue Jahr zu öffnen, indem wir unsere Wünsche, Ziele und Visionen formulieren. Sie sind auch eine Zeit der Verbindung mit der Natur, den Elementen, den Ahnen und den spirituellen Kräften, die uns begleiten und bieten uns die Möglichkeit, uns selbst besser kennenzulernen, unsere Intuition zu stärken und unsere Kreativität zu entfalten.
Es gibt viele verschiedene Rituale, die man in den Raunächten praktizieren kann, je nach persönlicher Vorliebe, Tradition und Glaube. Hier sind einige Beispiele:
- Räuchern: Das Räuchern ist ein altes Ritual, um Räume, Menschen und Tiere zu reinigen, zu segnen und zu schützen. Man kann verschiedene Räucherkräuter verwenden, wie z.B. Weihrauch, Myrrhe, Salbei, Wacholder, Lavendel oder Mistel.
- Tagebuch führen: Das Tagebuch führen ist eine gute Möglichkeit, um das alte Jahr zu reflektieren, das neue Jahr zu planen und die Träume und Erlebnisse der Raunächte festzuhalten. Man kann jeden Tag oder jede Nacht einige Fragen beantworten, wie z.B. Was war gut im vergangenen Jahr? Wofür bin ich dankbar? Was möchte ich loslassen? Was möchte ich erreichen? Was habe ich geträumt? Was hat mich berührt? Was habe ich gelernt?
- Orakeln: Das Orakeln ist eine Methode, um Hinweise, Botschaften und Inspirationen für das neue Jahr zu erhalten. Man kann verschiedene Orakelwerkzeuge verwenden, wie z.B. Tarotkarten, Runen, Pendel, I-Ging oder einfach eine Schale mit Wasser.
- Meditieren: Das Meditieren ist eine Praxis, um sich zu entspannen, zu zentrieren und zu verbinden. Man kann verschiedene Meditationstechniken anwenden, wie z.B. Atemübungen, Mantras, Visualisierungen oder geführte Meditationen.
Die zwölf Raunächte stehen symbolisch für die zwölf Monate des neuen Jahres. Jede Raunacht hat ein eigenes Thema, eine eigene Qualität und eine eigene Energie, die man nutzen kann, um sich auf den entsprechenden Monat vorzubereiten.
Die Raunächte sind eine wunderbare Gelegenheit, um sich selbst und dem Leben näher zu kommen, um das alte Jahr zu würdigen und das neue Jahr zu begrüßen, um sich mit der Natur und dem Göttlichen zu verbinden, um seine Wünsche und Ziele zu formulieren und um seine Träume zu verwirklichen.
