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18. April 1906 – Erdbeben in San Francisco

Am frühen Morgen des 18. April 1906 erschütterte ein gewaltiges Erdbeben die US-amerikanische Westküstenstadt San Francisco.

Am frühen Morgen des 18. April 1906 erschütterte ein gewaltiges Erdbeben die US-amerikanische Westküstenstadt San Francisco. Innerhalb weniger Sekunden wurde die aufstrebende Metropole an der kalifornischen Pazifikküste in Trümmer gelegt. Was folgte, war nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern ein Wendepunkt in der Geschichte von Stadt, Wissenschaft und Katastrophenschutz.

Gegen 5:12 Uhr morgens riss ein Erdbeben mit einer geschätzten Magnitude von 7,8 den Boden entlang der San-Andreas-Verwerfung auf. Diese geologische Bruchlinie, die Kalifornien von Nordwesten nach Südosten durchzieht, ist eine Transformstörung, bei der sich die pazifische und die nordamerikanische tektonische Platte aneinander vorbeischieben. In der Region um San Francisco hatte sich über Jahrzehnte Spannung aufgebaut, die sich an diesem Tag schlagartig entlud.

Die Erschütterungen waren bis nach Oregon im Norden und Los Angeles im Süden spürbar. Doch San Francisco traf es am härtesten: Ganze Straßenzüge wurden dem Erdboden gleichgemacht, Straßen rissen auf, Gebäude stürzten ein, Gasleitungen platzten. Die Erdstöße dauerten weniger als eine Minute – genug Zeit, um eine Stadt ins Chaos zu stürzen.

Was das Erdbeben nicht zerstörte, vernichteten die Brände, die kurz darauf ausbrachen. Über 30 einzelne Feuer loderten in der Stadt – verursacht durch gebrochene Gasleitungen, offene Flammen und beschädigte Stromleitungen. Die Feuerwehr war machtlos: Die Wasserversorgung war unterbrochen, Hydranten blieben trocken.

In den folgenden drei Tagen brannte die Stadt. Mehr als 500 Stadtblocks wurden ein Raub der Flammen, über 28.000 Gebäude gingen verloren. Rund 3.000 Menschen kamen ums Leben – eine Zahl, die offiziell lange Zeit stark unterschätzt wurde. Mehr als 250.000 Menschen, etwa drei Viertel der Bevölkerung, wurden obdachlos.

Die Reaktion auf das Erdbeben war chaotisch, aber auch beispielhaft für den damaligen Pioniergeist. In provisorischen Zeltstädten wurden Überlebende untergebracht. Notküchen und medizinische Stationen entstanden, und schon bald begann der Wiederaufbau. Architekten, Stadtplaner und Ingenieure nutzten die Gelegenheit, um San Francisco moderner, stabiler und städtisch organisierter neu zu errichten. Viele der heutigen Wahrzeichen der Stadt entstanden in dieser Ära.

Wissenschaftlich markierte das Erdbeben von 1906 einen Meilenstein. Es war das erste große Beben, das systematisch dokumentiert wurde. Der Geophysiker Andrew Lawson untersuchte die Verwerfungslinie und legte den Grundstein für moderne Erdbebenforschung. Der Begriff „San-Andreas-Verwerfung“ wurde durch ihn geprägt.

Das Beben von 1906 ist bis heute tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert. Es beeinflusste maßgeblich die Bauvorschriften in Kalifornien, führte zur Entwicklung erdbebensicherer Architektur und prägte das Bewusstsein für Naturgefahren. Moderne Frühwarnsysteme, Evakuierungspläne und geologische Überwachung sind nicht zuletzt Ergebnisse der Lehren aus jener Katastrophe.

Auch in der Kultur hat das Ereignis Spuren hinterlassen – in Literatur, Film und Fotografie. Es ist ein Symbol für menschliche Verletzlichkeit, aber auch für Widerstandskraft und Erneuerung.

Das Erdbeben von 1906 war mehr als eine Naturkatastrophe. Es war ein Moment, in dem sich Geschichte, Wissenschaft und Gesellschaft schlagartig veränderten. Noch heute, über ein Jahrhundert später, prägt es das Selbstverständnis einer Stadt, die gelernt hat, mit den Kräften der Natur zu leben – und aus ihnen zu wachsen.

Bild: Gemeinfrei | Gemeinfrei

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  • Mann und Frau mit dem Rücken zueinander KI wn: Werner Niedermeier | Werner Niedermeier
  • Feuerkerksfirma-Explosion-Ramp_enschede-Bartflikweert-CC3: Bartflikweert | CC BY-SA 3.0 Unported

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