Am 30. Juni 1997 vollzog sich in Hongkong ein historisches Ereignis: Die britische Kolonialherrschaft endete und die Sonderverwaltungszone kehrte offiziell zu China zurück. Diese Übergabe, die als „Handover“ bekannt wurde, markierte das Ende von über 150 Jahren britischer Kontrolle und den Beginn einer neuen Ära für Hongkong.
Hongkong, ein kleines Gebiet an der Südküste Chinas, wurde 1842 nach dem Ersten Opiumkrieg durch den Vertrag von Nanking von Großbritannien besetzt. Die Insel Hongkong wurde offiziell britisches Territorium, und in den folgenden Jahrzehnten expandierte die Kolonie durch weitere Verträge, die die Halbinsel Kowloon und die New Territories umfassten.
Unter britischer Herrschaft entwickelte sich Hongkong zu einem bedeutenden Handels- und Finanzzentrum. Die strategisch günstige Lage am südchinesischen Meer machte die Stadt zu einem wichtigen Knotenpunkt für den Handel zwischen Ost und West. Die britische Verwaltung förderte den Ausbau der Infrastruktur, was Hongkong zu einer modernen und dynamischen Metropole werden ließ.
Der Weg zur Übergabe begann im Wesentlichen mit der Auslaufzeit der Pachtverträge über die New Territories, die 1898 für 99 Jahre an Großbritannien verpachtet wurden. Diese Frist sollte 1997 ablaufen. Schon in den 1980er Jahren begannen die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Volksrepublik China über die Zukunft Hongkongs. Die Verhandlungen führten 1984 zur Unterzeichnung der Sino-British Joint Declaration, die festlegte, dass Hongkong 1997 an China zurückgegeben würde. Ein wichtiger Bestandteil dieser Vereinbarung war die Zusicherung, dass Hongkong unter dem Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ für mindestens 50 Jahre nach der Übergabe ein hohes Maß an Autonomie und seine bisherigen sozialen und wirtschaftlichen Systeme beibehalten würde.
Am 30. Juni 1997 fand schließlich die feierliche Übergabezeremonie statt. Um Mitternacht, am 1. Juli 1997, wurde die britische Flagge eingeholt und die chinesische Flagge gehisst. Der letzte britische Gouverneur, Chris Patten, verließ die Stadt, und Tung Chee-hwa wurde als erster Chief Executive von Hongkong eingesetzt.
Die unmittelbaren Jahre nach der Übergabe waren von einer gewissen Unsicherheit geprägt. Viele Einwohner Hongkongs befürchteten, dass die Integration in das chinesische System ihre Freiheiten und Rechte einschränken könnte. Trotz dieser Befürchtungen blieb Hongkong vorerst ein dynamisches Finanzzentrum, und die Prinzipien „Ein Land, zwei Systeme“ wurden weitgehend respektiert.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat Hongkong zahlreiche wirtschaftliche, soziale und politische Herausforderungen erlebt. Die wirtschaftliche Integration mit dem Festland China nahm zu, und viele chinesische Unternehmen etablierten Niederlassungen in der Stadt. Dies führte zu wirtschaftlichem Wachstum, aber auch zu zunehmenden sozialen Spannungen und einem steigenden Lebenshaltungskosten.
Politisch gesehen wurde die Autonomie Hongkongs zunehmend in Frage gestellt. Der Druck aus Peking nahm zu, und insbesondere seit 2014 kam es immer wieder zu massiven Protesten. Die sogenannte Regenschirm-Bewegung forderte mehr Demokratie und das Einhalten der versprochenen politischen Freiheiten. Die Proteste eskalierten 2019 erneut, ausgelöst durch ein umstrittenes Auslieferungsgesetz, das schließlich zurückgezogen wurde.
Im Jahr 2020 verabschiedete China ein umfassendes nationales Sicherheitsgesetz für Hongkong, das viele der als garantiert angesehenen Freiheiten stark einschränkte. Das Gesetz zielt darauf ab, Separatismus, Subversion, Terrorismus und ausländische Einmischung zu bekämpfen, wird aber von vielen als Mittel zur Unterdrückung abweichender Meinungen und politischer Opposition gesehen. Dies führte zu internationaler Kritik und zur Besorgnis über die Zukunft der Stadt als freies und offenes Gesellschaftssystem.
Die Rückgabe Hongkongs an China markierte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Während die ersten Jahre nach der Übergabe relativ stabil verliefen, hat sich die politische und soziale Lage in den letzten Jahren deutlich verschärft. Die Entwicklungen in Hongkong bleiben ein sensibles Thema sowohl für die Bewohner der Stadt als auch für die internationale Gemeinschaft.
Hongkongs Zukunft bleibt ungewiss, doch eines ist sicher: Die Stadt wird weiterhin ein Brennpunkt im Spannungsfeld zwischen Ost und West, zwischen Autonomie und Kontrolle bleiben. Die Geschichte, die vor über 150 Jahren begann, ist noch lange nicht zu Ende erzählt.

Bildquellen auf dieser Seite:
- Roald-Amundsen-Gemeinfrei: Gemeinfrei | Gemeinfrei
- Nostradamus_by_Cesar-Gemeinfrei: Gemeinfrei | Gemeinfrei