Am 1. Juli 1860 starb Charles Goodyear in New York. Er hinterließ keine großen Reichtümer und war gesundheitlich schwer angeschlagen. Dennoch zählt er zu den bedeutenden Erfindern des 19. Jahrhunderts. Goodyear entdeckte das Verfahren der Vulkanisation und veränderte damit dauerhaft die industrielle Nutzung von Kautschuk. Heute gilt seine Arbeit als Grundlage für eine ganze Reihe moderner Anwendungen: Von Reifen über Dichtungen bis hin zu medizinischen Produkten.

Charles Goodyear wurde am 29. Dezember 1800 in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut geboren. Er war kein ausgebildeter Wissenschaftler, sondern ein erfinderischer Geist mit großer Ausdauer. Zunächst versuchte er sich als Unternehmer in der Eisenwarenbranche. Doch schon bald zog ihn ein anderes Material in den Bann: Naturkautschuk. Dieser war elastisch, hatte aber erhebliche Schwächen. Bei Wärme wurde er klebrig, bei Kälte hart und spröde. Das machte ihn für viele Anwendungen ungeeignet, obwohl das Interesse an einem vielseitig einsetzbaren Gummistoff groß war.

Goodyear glaubte an das Potenzial des Kautschuks. In jahrelangen Versuchen, oft unter prekären Bedingungen und mit großem persönlichem Einsatz, suchte er nach einer Lösung. Im Jahr 1839 kam der Zufall ihm zu Hilfe. Eine Mischung aus Kautschuk und Schwefel geriet auf eine heiße Herdplatte. Goodyear stellte fest, dass das Material dadurch seine Eigenschaften dauerhaft veränderte. Es blieb elastisch, wurde aber widerstandsfähig gegenüber Hitze und Kälte. Die Vulkanisation war entdeckt.

Trotz dieses Durchbruchs blieb Goodyear der wirtschaftliche Erfolg verwehrt. Zwar erhielt er 1844 ein US-Patent auf sein Verfahren, doch in den folgenden Jahren wurde er immer wieder in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Viele nutzten seine Idee ohne Lizenz oder zahlten keine Tantiemen. Goodyear kämpfte um Anerkennung, doch seine finanziellen Verhältnisse besserten sich kaum. Seine Familie lebte zeitweise in bitterer Armut, während seine Erfindung weltweit Verwendung fand.

Als Charles Goodyear im Alter von 59 Jahren starb, war seine Leistung nur wenigen bewusst. Erst später wurde ihm die Bedeutung seines Beitrags zur Industriegeschichte zugesprochen. Die im Jahr 1898 gegründete Goodyear Tire & Rubber Company ehrte ihn posthum mit ihrem Namen. Mit dieser Würdigung wurde sein Name weltweit bekannt, auch wenn das Unternehmen selbst keinen direkten Bezug zu ihm hatte.

Charles Goodyears Vermächtnis lebt in unzähligen Alltagsgegenständen weiter. Seine Beharrlichkeit und seine Entdeckung legten den Grundstein für die moderne Gummiindustrie. Am Jahrestag seines Todes erinnert man sich an einen Erfinder, der sein Leben der Verbesserung eines einzigen Stoffes widmete und damit die Welt veränderte.

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