Heute, am 2. Dezember, ist der Internationale Tag der Modelleisenbahn. Dieser Feiertag wurde im Jahr 2015 ins Leben gerufen, um die Freude und das Interesse an Zügen und Eisenbahnen zu feiern. Die Idee dazu hatte der frühere Moderator der Fernsehsendung „Eisenbahn-Romantik“, Hagen von Ortloff.

Die Modelleisenbahn kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Rund 125 Jahre ist es her, dass die Firma Märklin auf der Leipziger Messe eine Lok mit Wagen vorstellte, die vor staunendem Publikum auf einem Schienenkreis ihre Runden drehte. Es war die erste Systemeisenbahn und das Startsignal für die Serienfertigung.

Seitdem hat die Modelleisenbahn ihren festen Platz unter dem Weihnachtsbaum und im Hobbykeller, sie faszinierte Väter und Söhne gleichermaßen und in nicht seltenen Fällen auch die Töchter. Wer in der eigenen Kindheit mit Vater oder Großvater an der Modellbahn gespielt hat, erinnert sich auch heute noch mit Freude an diese Erfahrung. Das Hobby schweißt zusammen, stellt die Gemeinsamkeit spielerisch in den Vordergrund und setzt einen generationsübergreifenden Erfahrungsaustausch in Gang.

Die Modelleisenbahn ist mehr als nur ein Spielzeug. Sie ist auch ein künstlerisch wertvolles und technisch anspruchsvolles Hobby, das die Fantasie, das kreative Denkvermögen sowie die feinmotorischen Fähigkeiten fördert. In unserer digitalen Welt, die längst auch die Kinderzimmer beherrscht, ist es dringend an der Zeit, der Modelleisenbahn die Anerkennung auszusprechen, die ihr längst gebührt.

Wer sich für Modelleisenbahnen begeistert, stößt früher oder später auf eine Handvoll Anlagen, die alle Maßstäbe sprengen. In Europa haben sich in den vergangenen Jahrzehnten einige Schauanlagen herausgebildet, die mit ihrer Größe, ihrem technischen Aufwand und ihrer Detailfülle zu eigenen Sehenswürdigkeiten geworden sind. Dabei geht es nicht mehr nur um einen Hobbykeller, sondern um Hallenflächen von mehreren hundert bis weit über tausend Quadratmetern.

Unangefochtener Star dieser Szene ist das Miniatur Wunderland in Hamburg. Die Anlage im Maßstab H0 gilt nach wie vor als größte Modelleisenbahn der Welt; sie belegt in den Speicherböden der Speicherstadt eine reine Modellfläche von 1.694 Quadratmetern und ist in zwölf Themenwelten gegliedert, darunter Hamburg, die Alpen, Skandinavien, Amerika, Italien, Monaco und Teile Südamerikas. Die Gleislänge beträgt nach aktuellen Angaben 16.491 Meter, auf denen 1.231 Züge mit mehr als 12.000 Waggons unterwegs sind. Rund 292.000 Figuren, 157.000 Bäume und über eine halbe Million LEDs lassen Tag und Nacht in verkleinertem Maßstab lebendig werden. Damit behauptet das Wunderland nicht nur den Spitzenplatz bei den Ausstellungsflächen, sondern auch bei der technischen Dichte; der Status als größte Modellbahnanlage der Welt ist von Guinness World Records dokumentiert.

Im Osten Europas steht mit Grand Maket Rossiya in Sankt Petersburg ein weiterer Gigant der Spur H0. Die Anlage zeigt auf 800 Quadratmetern in komprimierter Form die Regionen der Russischen Föderation und setzt dabei auf eine Mischung aus typischen Landschaften, Industrieanlagen, Großstädten und ländlichen Szenen. Mehr als 2.500 Meter Gleis werden von rund 2.700 Fahrzeugen befahren, darunter etwa 250 Lokomotiven, die über ein ausgeklügeltes Mehr-Ebenen-System und Revolvermagazine gesteuert werden. Auch der Straßenverkehr ist automatisiert; Autos und Busse halten an Ampeln und Haltestellen, ändern ihre Geschwindigkeit und wirken dadurch erstaunlich realistisch.

Deutschland stellt nicht nur mit Hamburg einen Rekordhalter; auch in anderen Spurweiten finden sich Anlagen, die europaweit herausragen. In Roßleben-Wiehe in Thüringen befindet sich die Modellbahn Wiehe, eine große Dauerausstellung in mehreren Hallen. Die Hallenfläche liegt bei rund 12.000 Quadratmetern, die reine Anlagenfläche bei etwa 3.000 Quadratmetern. Besonders eindrucksvoll ist eine G-Spur-Anlage mit dem Thema „Amerika von Ost nach West“, die allein 1.625 Quadratmeter füllt und Gebirgszüge bis zu sieben Meter Höhe aufweist. Diese Kombination aus Gesamtumfang und einzelnen Großszenen macht die Schauanlage zu einem der Schwergewichte unter den europäischen Modellbahnwelten.

Für die große Spur 1 gilt das Modellbahnland Erzgebirge im sächsischen Schönfeld als Referenz. Die Anlage konzentriert sich auf Vorbilder wie die Zschopautalbahn und die Fichtelbergbahn und belegt nach aktuellen Angaben rund 770 Quadratmeter. Etwa 660 Meter Gleis werden von rund 30 Zügen befahren. Fachportale und Reisebeschreibungen führen das Modellbahnland als größte öffentlich zugängliche Anlage in Nenngröße 1 in Europa; auch auf Übersichten über Modelleisenbahnanlagen wird dieser Status bestätigt.

Eine besondere Rolle spielt die Spur 0. Im Freizeitpark Gut Eversum bei Olfen steht eine historische Spur-0-Anlage, an der seit 1928 gebaut wurde. Die Schauanlage misst etwa 12 mal 30 Meter, also rund 360 Quadratmeter, und wurde von ihrem Erbauer über mehr als vier Jahrzehnte hinweg vollständig in Handarbeit gefertigt; sämtliche Lokomotiven, Wagen und Gebäude sind Unikate. Fachberichte und einschlägige Portale beschreiben die Modellbahn Eversum als größte digitale Modelleisenbahn in Spur 0 in Europa und betonen zugleich ihr Alter und ihren Manufakturcharakter.

Auch Anlagen, die heute nicht mehr am ursprünglichen Ort existieren, gehören zur Geschichte der europäischen Rekorde. Die Modellbahnwelt Oberhausen etwa zeigte ab 2008 auf 420 Quadratmetern im Maßstab H0 Motive aus dem Ruhrgebiet der Jahre 1965 bis 1970, darunter den Hauptbahnhof Oberhausen, weitere Bahnhöfe, Hüttenwerke und die Zeche Zollverein. Die Anlage war digital gesteuert und setzte auf einen großformatigen fotorealistischen Hintergrund. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde die Schau später in die Modellbahnwelt Odenwald überführt; die reine Anlagenfläche von 420 Quadratmetern ist in der Fachliteratur gut dokumentiert.

In Berlin wiederum entstand mit Loxx am Alexanderplatz eine Anlage, die zeitweise als drittgrößte Modelleisenbahn der Welt beworben wurde. Die Miniaturwelten Berlin kombinierten Stadt- und Eisenbahnszenen auf zuletzt mehr als 800 Quadratmetern Anlagenfläche. Loxx war von 2003 bis 2017 geöffnet und zählte über eine Million Besucher, bevor die Anlage zum 31. August 2017 geschlossen und anschließend versteigert wurde.

Ein fast vergessenes Kapitel betrifft die Spur TT. Im schwedischen Munkedal befand sich im Chateau Småröd Museum eine TT-Anlage, die in Fachübersichten als größte TT-Modellbahn Europas bezeichnet wird. Sie umfasste mehrere tausend Eisenbahnmodelle; Modellbau-Lexika verweisen auf über 4.000 Exponate und beschreiben das Museum als bedeutendes privates Eisenbahnkulturhaus Skandinaviens. 2006 wurde es geschlossen, nachdem die Europastraße E6 über das Gelände geführt wurde; das Gebäude wurde 2007 abgerissen, die Sammlung in Einzellosen versteigert.

Ein Blick auf diese Beispiele zeigt, wie schwer es ist, eine vollständige und dauerhaft gültige Rangliste „der größten Anlagen Europas nach Spurweite“ zu erstellen. Während das Miniatur Wunderland anhand belastbarer Zahlen und Rekorde klar an der Spitze steht und einzelne Anlagen wie Modellbahnland Erzgebirge oder die Spur-0-Anlage in Eversum in ihrem Segment gut dokumentierte Spitzenpositionen einnehmen, verändern Umzüge, Erweiterungen oder Schließungen das Bild immer wieder. Sicher ist vor allem eines: Die Faszination für großmaßstäbliche Modellbahnanlagen ist ungebrochen; sie zeigt sich in stetigen Erweiterungsprojekten in Hamburg ebenso wie in der sorgfältigen Pflege historischer Anlagen, die seit fast einem Jahrhundert in Betrieb sind.

Bild: Werner Niedermeier | Werner Niedermeier