Der ehemalige polnische Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa wird heute 80 Jahre alt. Er gilt als einer der wichtigsten Akteure des politischen Wandels in Polen und Europa in den 1980er und 1990er Jahren.
Wałęsa wurde am 29. September 1943 in Popowo geboren, als Sohn eines Zimmermanns, der von den Nazis im KZ Stutthof ermordet wurde. Er machte eine Ausbildung zum Elektriker und arbeitete ab 1966 auf der Lenin-Werft in Danzig, wo er sich als Gewerkschafter und Oppositioneller engagierte.
1970 war er an den Arbeiterprotesten gegen die Erhöhung der Lebensmittelpreise beteiligt, die blutig niedergeschlagen wurden. 1976 wurde er entlassen, weil er eine Petition für ein Denkmal für die getöteten Werftarbeiter unterschrieb. Er gründete 1978 mit anderen die Freie Gewerkschaft der Baltischen Küste, die später in die Solidarność-Bewegung überging.
1980 führte er den Streik auf der Danziger Werft an, der sich zu einer landesweiten Bewegung ausweitete. Er verhandelte mit der kommunistischen Regierung die Anerkennung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność und andere Zugeständnisse. Er wurde zum Vorsitzenden der Solidarność gewählt und zum Symbol des friedlichen Widerstands gegen das autoritäre Regime.
1981 wurde das Kriegsrecht verhängt und Wałęsa wurde für fast ein Jahr interniert. Nach seiner Freilassung setzte er seinen Kampf für Demokratie und Menschenrechte fort, trotz Repressionen und Verfolgungen. 1983 erhielt er den Friedensnobelpreis für seinen Einsatz für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts in Polen.
1989 war er an den Runden-Tisch-Gesprächen beteiligt, die zum Ende des Kommunismus in Polen führten. Er unterstützte die Bildung einer nicht-kommunistischen Regierung unter Tadeusz Mazowiecki. Im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden des neu gegründeten Bürgerkomitees Solidarność gewählt.
1990 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten und gewann die Wahl mit 74 Prozent der Stimmen. Er war der erste demokratisch gewählte Präsident Polens seit dem Zweiten Weltkrieg. Er setzte sich für die wirtschaftliche und politische Transformation Polens ein, sowie für die Integration in die NATO und die Europäische Union.
1995 verlor er die Präsidentschaftswahl gegen Aleksander Kwaśniewski, den ehemaligen Chef der post-kommunistischen Partei SLD. Er blieb aber weiterhin politisch aktiv und gründete mehrere Parteien und Bewegungen, die jedoch wenig Erfolg hatten. Er kritisierte auch mehrfach die Politik der nationalkonservativen Partei PiS, die seit 2015 an der Macht ist.
Wałęsa ist verheiratet mit Danuta Gołoś, mit der er acht Kinder hat. Einer seiner Söhne, Jarosław Wałęsa, ist Mitglied des Europäischen Parlaments für die liberale Partei PO. Wałęsa ist auch Autor mehrerer Bücher über seine Erfahrungen und Ansichten.

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