Er war einer der berühmtesten und beliebtesten Clowns der Welt: Oleg Popow. Am 31. Juli 2023 wäre er 93 Jahre alt geworden. Sein Leben war geprägt von Höhen und Tiefen, von Kunst und Politik, von Liebe und Leid. Er verzauberte sein Publikum mit seinem Charme, seinem Witz und seiner Artistik. Er war der „russische Charlie Chaplin“ und der „Iwanuschka“, der Hans im Glück.
Oleg Popow wurde am 31. Juli 1930 im Dorf Wyrubowo bei Moskau geboren. Später zog seine Familie in die russische Hauptstadt. Sein Vater war Uhrmacher und wurde 1941 unter Stalin verhaftet und starb im Gefängnis. Oleg musste schon früh arbeiten, um seine Mutter zu unterstützen. Er fand eine Anstellung als Schlosser bei der Prawda, der Parteizeitung der KPdSU. Dort trat er einer Jugendsportgruppe bei, die sein Leben verändern sollte.
Bei einer Sportveranstaltung wurde er vom Direktor des Moskauer Staatszirkus entdeckt, der ihm einen Platz an der renommierten Staatsschule für Zirkuskunst anbot. Oleg nahm die Chance wahr und lernte dort Jonglieren, Seiltanz und Akrobatik. Er spezialisierte sich auf Drahtseil-Jonglage und trat 1951 zum ersten Mal als Clown auf. Er entwickelte seine eigene Figur des „Iwanuschka“, die er mit einem karierten Hut, einem schwarzen Samtjäckchen, einer zu kurzen Hose, roten Socken und spitzen Schuhen ausstattete.
1955 bekam er sein erstes Engagement am Moskauer Staatszirkus, wo er schnell zum Star wurde. Er tourte mit dem Zirkus durch die Sowjetunion und das Ausland und begeisterte Millionen von Zuschauern mit seinen komischen und poetischen Nummern. Er parodierte auch die Kommunistische Partei und den Alltag in der UdSSR, was ihm manchmal Ärger einbrachte. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leninorden, dem Staatspreis der UdSSR und dem Goldenen Clown von Monte Carlo.
1952 heiratete er Alexandra, eine Geigerin des Zirkusorchesters. Sie bekamen eine Tochter namens Olga. Die Familie lebte in Moskau, wo Oleg ein eigenes Haus besaß. Er war glücklich mit seiner Frau, die ihn bei seinen Auftritten begleitete. Doch 1990 starb sie an Krebs, was ihn tief erschütterte.
In den Jahren des Umbruchs in der Sowjetunion verlor Oleg auch seine Ersparnisse und seinen Traum, Zirkusdirektor zu werden. Er war enttäuscht von seiner Heimat und beschloss, nach Deutschland zu ziehen. Dort bot ihm Bundeskanzler Helmut Kohl die deutsche Staatsbürgerschaft an, die er aber ablehnte. Er sagte: „Ich leide mit Russland“. Er lernte eine 32 Jahre jüngere Deutsche namens Gabriela kennen und heiratete sie 1991 in den Niederlanden. Sie zogen auf einen Bauernhof in Egloffstein in Franken.
Oleg hörte nie auf, als Clown aufzutreten. Er reiste mit verschiedenen Zirkussen durch Europa und die Welt und brachte sein Publikum zum Lachen und Staunen. Er war ein Multitalent, das sowohl auf dem Trapez als auch auf dem Drahtseil oder mit seinem Hund Kunststücke vollführte. Er war ein Meister der Mimik und Gestik, der mit wenigen Worten auskam.
Erst 2012 kehrte er nach 21 Jahren wieder nach Russland zurück, wo er mit seinem Programm „Möge die Sonne immer scheinen“ gastierte. Er wurde dort herzlich empfangen und gefeiert. Er sagte: „Ich bin glücklich hier zu sein“. Er wollte seine Abschiedstournee in seiner Heimat beenden.
Doch dazu kam es nicht. Am 2. November 2016 starb er im Alter von 86 Jahren in Rostow am Don. Er schlief in seinem Sessel ein und wachte nicht mehr auf. Er hinterließ seine Frau, seine Tochter, seine Enkel und unzählige Fans. Er wurde in Deutschland beerdigt, wo er seine zweite Heimat gefunden hatte.
Oleg Popow war ein Clown, der die Welt zum Lachen brachte. Er war ein Zirkuspoet, der die Menschen berührte. Er war ein Künstler, der sein Leben der Manege widmete. Er war ein Mensch, der die Sonne immer scheinen ließ.

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