Am 25. Februar 1988 markierte der Abzug sowjetischer Mittelstreckenraketen aus der DDR einen entscheidenden Schritt zur Entspannung zwischen Ost und West. Welche Hintergründe führten dazu, und welche Auswirkungen sind bis heute spürbar?
Am 25. Februar 1988 begann der Abzug der sowjetischen SS-12- und SS-23-Mittelstreckenraketen aus der DDR. Dies geschah im Rahmen des INF-Vertrags (Intermediate-Range Nuclear Forces Treaty), den die USA und die Sowjetunion am 8. Dezember 1987 unterzeichnet hatten. Der Vertrag sah die vollständige Vernichtung landgestützter nuklear bestückter Raketen mit Reichweiten zwischen 500 und 5.500 Kilometern vor.
Der INF-Vertrag war ein Meilenstein der Abrüstungspolitik, denn er führte erstmals zur vollständigen Eliminierung einer gesamten Waffenkategorie. Für die DDR hatte dies besondere Bedeutung: Als einer der wichtigsten Stützpunkte des Warschauer Pakts befanden sich auf ihrem Gebiet zahlreiche sowjetische Raketenstellungen, die westliche Ziele in Europa ins Visier nehmen konnten.
Der Raketenabzug war das Resultat jahrelanger Verhandlungen zwischen den USA unter Präsident Ronald Reagan und der Sowjetunion unter Generalsekretär Michail Gorbatschow. Der zunehmende Druck durch die westliche Nachrüstungspolitik der 1980er Jahre, insbesondere die Stationierung amerikanischer Pershing-II-Raketen in Westeuropa, hatte die Sowjetunion in Zugzwang gebracht. Gleichzeitig setzte Gorbatschows Reformpolitik – Perestroika und Glasnost – auf eine Verringerung der militärischen Konfrontation mit dem Westen, um innenpolitische und wirtschaftliche Probleme zu lösen.
Die DDR-Führung unter Erich Honecker stand dem INF-Abkommen skeptisch gegenüber. Einerseits bedeutete es eine Verringerung der direkten Bedrohung durch westliche Raketen, andererseits verlor die DDR durch den Abzug sowjetischer Waffen einen Teil ihrer strategischen Bedeutung für den Warschauer Pakt.
Der Abzug der sowjetischen Raketen begann offiziell am 25. Februar 1988 und erstreckte sich über mehrere Monate. Insbesondere die Raketenstellungen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt wurden aufgelöst. Die betroffenen Waffensysteme wurden entweder in die Sowjetunion zurückverlegt oder im Rahmen der Vertragsbestimmungen zerstört.
Zeitgleich begann auch die Vernichtung westlicher Mittelstreckenraketen, insbesondere der amerikanischen Pershing-II-Raketen in der Bundesrepublik Deutschland. Dies war ein wichtiges Signal für die Entspannungspolitik und die Abrüstung in Europa.
Der INF-Vertrag und der Raketenabzug aus der DDR hatten weitreichende Folgen für die europäische Sicherheitsarchitektur. Sie stärkten das Vertrauen zwischen Ost und West und schufen die Grundlage für weitere Abrüstungsverhandlungen. In den folgenden Jahren führten diese Entwicklungen zum Fall des Eisernen Vorhangs, zur deutschen Wiedervereinigung und schließlich zum Ende der Sowjetunion.
Allerdings geriet der INF-Vertrag in den letzten Jahren unter Druck. Im Jahr 2019 trat die USA unter Präsident Donald Trump aus dem Abkommen aus, mit der Begründung, dass Russland sich nicht mehr an die Vertragsbedingungen halte. Russland folgte wenig später mit seinem eigenen Ausstieg. Dies führte zu einem neuen Wettrüsten und einer zunehmenden Unsicherheit in Europa.
Für Deutschland hat der Abzug der sowjetischen Raketen dennoch eine dauerhafte Veränderung gebracht. Die frühere Präsenz atomarer Mittelstreckenraketen in Ostdeutschland ist heute Geschichte, doch die aktuelle geopolitische Lage zeigt, dass nukleare Bedrohungen keineswegs der Vergangenheit angehören.
Der 25. Februar 1988 war ein historischer Tag für die Abrüstung und die Entspannung im Kalten Krieg. Der Abzug sowjetischer Mittelstreckenraketen aus der DDR war Teil eines Prozesses, der schließlich zur Überwindung der Blockkonfrontation führte. Doch die aktuelle geopolitische Entwicklung zeigt, dass die damaligen Abrüstungsfortschritte keineswegs selbstverständlich sind – und dass die Lehren aus dieser Zeit auch heute noch von Bedeutung sind.

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